Family


Sollte man heute den besten Rocksänger nennen, der es ' nicht geschafft hat ,ganz oben' zu sein, so müßte man zweifelsfrei Roger Chapman anführen, nur Chris Farlowe kann da noch mithalten. Sollte man heute Bands der sechziger und siebziger Jahre nennen, die musikalisch/handwerklich und kreativ Überdurchschnittliches leisteten, ohne es je zum Durchbruch gebracht zu haben, so könnte man sicher einige aufführen, doch Family würde nur schon bald als Parade-Beispiel einfallen. Daß Roger Chapman der Sänger der Family war, paßt hierbei wie Schraube und Mutter...

Laut Rocklexikon;. beziehungsweise „The Observer“ war Family eine der musikalisch profundesten unter den Bands, die es niemals richtig geschafft haben. Ingeborg Schober mutmaßte in „Rock Dreams“ zwar leicht übertrieben, Family hätten einem musikalischen Einfall zuliebe gerne auf den großen Durchbruch verzichtet, also Kreativität bis hin zur mutwilligen Unkomerzialität betreiben, dochh allzu weit hergeholt war dies nicht.

Voll des Lobes über Family sind auch andere maßgebliche Lexika: .The NME Book Of Rock“ ergeht sich zwei Seiten lang in trauervoller Rückschau, was alles geschehen wäre, wenn.. und selbst die höchst kritische „Encyclopedia Of Rock“ von Hardy/Laing schwärmt in und zwischen den Zeilen von Roger Chapman im besonderen und Family im allgemeinen.

Aber mal im Ernst, liebe Leser, kennt Ihr selbst von solchen Insider-Bands wie, sagen wir: King Crimson, nicht mehr als von Family? Gut, ein Test: Nenne die drei Hits von Family! Ach, die hatten welche?? Klar doch: „In My Own Time“, „Burlesque,, und „Strange Band“ allesamt enorm nervige, kompakte Songs. Einen der dauerhaftesten LP-Songs dieser Ära zu erwähnen, führt ebenfalls leicht zu Family: „The Weaver’s Answer“, meinetwegen „Observations From A Hill“ gleich noch dazu. Beide Songs sind zu finden auf einer exquisiten Import-Platte titeis „OLD SONGS NEW SONGS“, auf der Family das meines Wissens in der Rockszene Einmalige taten: Einige neue Kompositionen mit alten vermischen, die allerdings neu und besser abgemixt wurden, meines Erachtens eine Muß-LP für den Fan, der auf sich hält…

Nun gibt es andererseits den bekannten Leitsatz, daß sich Talent und Können, wenn denn im Übermaß vorhanden, von selbst durchsetzen. Und das gilt nicht bloß für Karl-Heinz Rummenigge und Bernd Schuster im Fußball, sondern ebenso auf anderen Gebieten. Warum also, wenn schon die Kritiker und die wenigen .Kenner‘ Family für dermaßen begabt hielten, daß sie Formulierungskunst vergaßen und ungewohnt emotional reagierten, warum also haben Family es nie wirklich gebracht? Der Gründe sind’s viele und sie gehen zurück in die Zeit, in der sich der Wortschatz der jungen Generation erweiterte: Man lernte solches wie „progressiv“, „groovy“, „psychedelic“ und „groupie* zumindest rhetorisch kennen. Kurz, es handelt sich um die Endsechziger… Der wohl wesentliche Grund für den (Nicht)-Erfolg der Family war deren Lebensstil, und das hob sie deutlich von ihren beiden größten Konkurrenten in der Londoner Underground-Szene 1967 ab: The Nice und Pink Floyd Während Floyd und Nice bestimmt wurden von zielstrebigen Jungmanagern (Roger Waters , den Ausflipper Syd Barrett hatte man gefeuert; Keith Emerson bei Nice), währenddessen frönten Family einem Alltag, der dem alten Rock’n’Roll-Leitbild vom schnellen und harten Leben und dem frühen Sterben weit eher entsprach. Eine gewisse Jenny Fabian, ihres Zeichens Ober-Groupie der Szene, hat ihre Erlebnisse in einem prägnant „Groupie“ benannten Buch beschrieben und die Mitglieder von Family spielen darin eine, wenngleich verschlüsselte, Hauptrolle. Selbst wenn Frau Fabian nur zur Hälfte die Wahrheit beschrieb, so lief offenbar der normale Tag des damaligen Rockmusikers oder managers mindestens so anstrengend ab wie das Intensivtraining eines Sportlers kurz vor der Olympiade. Man testete anscheinend die Belastbarkeit des Körpers und der Psyche bis zum Exzess: mit Sex, Drogen, Tourneen und nicht zuletzt dem Ausleben von Neurosen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die Boulevard-Presse zimmerte in Bild und mit Bravo daraus einen Teufelskreis, der diese neue Langhaarigen-Musik, diese Sexualität, diesen Konsum

von Betäubungsmitteln (die anstatt Alkohol eben nur anders wirkten) und überhaupt auch diese Studenten… das mußte ja soooo enden! In Zeiten, in denen ein Oswalt Kolle den Deutschen, und nicht bloß denen, auf recht simple Weise erstmals von Vorspiel!, von körperlicher Liebe guthin erzählen konnte, in diesen Zeiten mußten Bekenntnisse wie das der Jenny Fabian beinah revolutionär klingen: .Ich wurde ein Groupie, weil mich die Beat-Bands faszinierten. Ich liebe ihre Musik. Um aber die Musiker richtig kennenzulernen, muß man mit ihnen schlafen. Es ist durchaus möglich, mit jemandem zu schlafen, ohne ein ernsthaftes Verhältnis zu haben. Genauso, als würde man mit ihm essen gehen. Jeder gibt, was er zu geben hat. Und ich gebe gern.“

Für die Endsechziger klang solches wahrlich abenteuerlich, und diejenigen, die so lebten, galten dem Establishment als verrucht, wenn nicht gar als Inbegriff des Bösen. Was niemand merkte und vor allem die Betroffenen selbst nicht bemerkten: Jederman und jederdie diese neuen Lebensformen nach dem (teils fragwürdigen) Lustprinzip praktizierten, waren aufgrund ihrer traditionellen Erziehung völlig unvorbereitet. Wie sollte jemand denn urplötzlich die allseits propagierte freie liebe, den Konsum von Rauschmitteln oder generell das Lustprinzip verdauen, wenn alle westlichen Kulturen stets die Eindimensionalität der Liebe , erstmals in der Hochzeitsnacht, und dann nur zum Kinderkriegen , die Verdammung von Drogen bei gleichzeitiger Verherrlichung des Alkohols und die Abkehr vom Lustprinzip aufgrund gesellschaftsimmanenter Alltagszwänge propagierten? Und demzufolge ihre Heranwachsenden entsprechend trainierten und konditionierten. Der Fehler der speziell durch die Rockmusik getragenen Jugendkultur, meinetwegen der sogenannten Woodstock-Generation, war schlicht der, daß sie tradierte Verhaltensweisen zu abrupt, zu schnell und zu umfassend ändern wollte und dabei vergaß, daß die Individuen als Träger der neuen Gesellschaft unvorbereitet waren.

Konkret sah das bei den Groupies mit ihren ach so progressiven Sexanschauungen so aus, daß sich sehr schnell eine Hierarchie bildete: Wer sich jeweils auf gut Glück einen Musiker für einen Abend schnappte, rangierte weit unter jenen Kolleginnen, die es zu einem halbfesten Verhältnis mit einem Star schafften; wer wie Linda McCartney gar einen Star heiratete, stand an der Spitze. Mithin herrschte letztlich die gleiche Hackordnung wie im als bürgerlich und spießig verachteten Establishment , nur alles ein bißchen bunter und diskussionsfreudiger. Trotz allem hat sich der Mythos ,Groupie : bis heute gehalten: Manche Teens bekommen noch immer große Augen und Ohren, wenn der Begriff ,Groupie‘ fällt es klingt halt nach Verruchtheit, nach Verbotenem und daher Interessantem. Indes, der Groupie-Mythos ist hohl und leer.

Wer trotzdem nachlesen will: Jenny Fabian/Johnny Byrne: Groupie (rororo 1477). Die Pseudonyme lauten ,Spike‘ für Roger Chapman, Joe‘ für Rick Grech, ,Wyatt‘ für Jim King, ,Eric‘ für Charlie Whitney, ,Paul‘ für Rob Townsend und schließlich .Relation‘ für Family.

Womit wir die Urbestzung von Family genannt hätten. Für damalige Maßstäbe verfügte die Band über ein enormes Instrumentalspektrum: Chapman sang natürlich, Whitney an der Gitarre und Rob Townsend am Schlagzeug agierten auch noch normal, aber dann: Rick Grech spielte neben Baß auch noch Geige und Jim King war sogar gänzlich mit ,unrockigen‘ Instrumenten beschäftigt, Flöte und Saxophon. Früher noch als etwa Jethro Tüll traten Family als derart unorthodoxe Rockband auf, was sie später gar noch erweiterten, als Jim King-Ersatz John „Poli“ Palmer Keyboards und Vibraphon spielte und Rick Grech-Nachfolger John Weider die Geige sogar extrem oft einsetzte.

Doch vieles an Family wirkte unorthodox, wenn nicht gar befremdlich. Nicht bloß durch ihren Lebensstil gab die Band Rätsel auf, sondern auch durch ihre Musik: Die Studio-Songs klangen teilweise vertrackt (wenngleich meist sehr langlebig, nachdem man sie im Ohr hatte) und öfters ruhig und zurückhaltend — beispielsweise auf dem Album FEARLESS. Live aber schienen Family eine andere Band zu sein, nur noch selten kompliziert, dafür ungemein hart, roh und laut, beispielsweise auf dem Album ANYWAY. Genau dies machte es dem Publikum schwer: Waren Family nun die ruhige Studio-Band oder die brutalen Live-Rocker, die selbst die Who oder MC5 locker in die Flucht schlugen?

Darüber hinaus stand da ein Mann am Mikro, der sich bei Konzerten nicht nur selbst, sondern auch das Publikum an die Grenzen der physischen Belastbarkeit brachte. Roger Chapman gurgelte und röhrte voller Vibrato, tobte quer über die Bühne und gelegentlich auch ins Publikum hinein, und man wußte nicht recht, ob er denn vielleicht doch jener Schwachsinnige war, den er tatsächlich bloß spielte. Chapman’s äußere Erscheinung soll laut Kritikermeinung das Publikum an den kalifornischen Mord-Satanisten Charles Manson erinnert und so zu einem Negativ-Image der Band beigetragen haben (Rock-Lexikon). Wie auch immer: Ungewöhnlich wirkten Family stets und überall.

Ungewöhnlich auch der Lebensweg des Roger Chapman, der am 8.4.1944 in Leicester geboren wurde. Chapman: ,Nun, ich war so was wie ein Rocker. Oder nenn’s Teddyboy. Dann hatte ich einen schweren Unfall. Halswirbel angebrochen und Schädelbruch. Daher die Glatze. Die Haare wachsen da einfach nicht mehr.“ Und: „Ich habe keine musikalische Ausbildung, von Theorie habe ich keine Ahnung.“ (Chapman 1970) Der zitierte Unfall geschah 1959 und zwang Chappo, so der Kosename des Sängers, lange Zeit ins Krankenhaus. Hernach schloß sich Chapman gelegentlich irgendwelchen Bands an, allerdings immer nur kurzfristig. Ernsthaft angefangen zu singen hat er in Köln, im ,Storyville‘ : einem damaligen Jazz- und später Beatschuppen, in dem auch Christa Päffgen alias Nico von Velvet Underground zu verkehren geruhte. Derweil spielten im englichen Leicester Jim King und Rick Grech in einer Band namens Jim King And The Farinas; eine weitere Lokal-Attraktion der Stadt: The Roaring Sixties mit John .Charlie‘ Whitney, später auch noch Rob Townsend und Roger Chapman. Beide Bands vereinten sich etwa 1966 und nannten sich, erraten, Family. Ein Jahr später zog man nach London, weil man richtig erkannt hatte, daß nur hier der Weg nach oben eine Eingangstür besaß.

Doch nicht nur Lebensstil und Musikstil verwehrten hier den endgültigen Durchbruch. Da Chappo und Kollegen sich auch auf der Bühne mehr echt als recht auslebten (was ja eigentlich nur ehrlich und konsequent ist), fielen Family-Konzerte sehr unterschiedlich aus: Mal spielte die Band genial, mal durchschnittlicher als plus minus null und gelegentlich auch katastrophal. Jedenfalls, man verpaßte eigentlich von vom herein jenen Mittelweg, der für einen größeren Publikumserfolg leider unabdingbar ist.

Dazu litt die Band beinah chronisch an desolatem Management. Chappo berichtete noch 1979 davon: „Ich hatte schon in Family-Tagen die seltene Gabe, mir immer die übelsten Halsabschneider und Portokassenräuber als Manager rauszupicken. Der einzige, der in Ordnung war, war Tony Gurvish. Der konnte zwar weder sich noch ’ne Band managen, war dafür aber ein guter Freund.“ Die fatale Manager-Misere beherrschte übrigens nicht bloß Family, sondern auch Chappos und Whitneys folgende Band Streetwalkers. Doch davon später.

Einiges bei Family lag nämlich zusätzlich im argen, konnte jedoch der Band selbst nicht angekreidet werden. Hier sticht eklatantes Pech mit den Baßisten hervor, obwohl man auch mit Tasten-Leuten wenig Glück besaß. Denn nachdem sich Poli Palmer als Nachfolger von Jim King etabliert und als wichtig gezeigt hatte, wurde er von den übrigen Families gefeuert: „Nun, er war in letzter Zeit auf so einem Elektronik-Trip, bastelte dauernd rurr,. Das paßte nicht mehr zu unserer Musik“ (Chappo 1973). Nachfolger wurde Tony Ashton, als Organist wie als Sänger sehr profiliert, der sich in frühen Beat-Jahren mit der Remo Four („Peter Gunn“), dann im Trio Ashton, Gardner & Dyke verdient gemacht und nach Family mit Deep Purple’s Jon Lord gearbeitet hat.

Die zitierte Krise mit den Baßisten jedoch ist wohl eines der abstrusesten und traurigsten der Rockgeschichte. Immer wenn Family gerade den richtigen Mann gefunden zu haben glaubten, kam irgendetwas dazwischen. Bassist Nr. 1: Rick Grech, hochtalentiert. Und gerade als Family ihr Debüt-Album, MUSIC IN A DOLLS HOUSE, von Traffic-Gitarrist Dave Mason facettenreich produziert, in den Laden stehen hatten, kam Impressario Robert Stigwood in den Sinn, aus Trümmern der legendären Cream eine neue Supergroup zu bauen. Drei Leute brachte er zusammen: Eric Clapton, Ginger Baker und Steve Winwood. Und diese drei klopften bei Rick Grech an, ob er wohl in ihrer neuen Band den Bassisten abgeben wolle. Wer könnte da ,nein‘ sagen? Grech akzeptierte und spielte sechs Wochen lang (!) mit der neuen Band, die sich Blind Faith nannte. Dann brach die Combo bereits auseinander, weil Stigwood und das Showgeschäft schlechthin den Garaus gebracht hatten.

Immerhin genügte Grech der Ruhm von Blind Faith, um fortan auch musikalisch anerkannt zu sein. Mit Winwood, Denny Laine und vielen anderen wirkte er in Ginger Bakers unerquicklicher Formation Airforce mit, wechselte hernach zu den reformierten Traffic, dann zu den Crickets, co-produzierte Gram Parsons‘ wunderbares Album GP und tauchte zwischendurch bei allen erdenklichen Anlässen auf, wo jemand mit „Ruhm“ benötigt wurde. So bei Eric Clapton’s Rainbow-Genesungskonzert 1974 oder in einer US-Supergroup namens KGB, die man vergessen konnte. Die Anfänge der siebziger Jahre haben jedenfalls gereicht, Rick Grech überzubewerten.

Nicht ganz so spektakulär verliefen Familys Beziehungen zu den übrigen Bassisten. Grech-Nachfolger John Weider kam von Eric Burdon’s Animals, wirkte durchweg befruchtend, wurde jedoch alsbald aus unerfindlichen Gründen hinauskomplimentiert. Seinen Platz nahm der noch versiertere Ex-Mogul Thrash John Wetton ein, der nach Family zu King Crimson und kurzzeitig zu Roxy Music, dann zu Uriah Heep und schließlich zu U.K. ging. Wetton-Nachkömmling Jim Cregan schließlich dürfte heute der bestverdienende Ex-Family-Bassist sein: Er zupft mittlerweile bei Rod Stewart!

Gell, es klingt chaotisch. Und entsprechend unausgeglichen fielen auch Familys Alben aus:

MUSIC IN A DOLLS HOUSE und FAMILY ENTERTAINMENT waren gut bis exzellent, A SONG FOR ME war das PVC kaum wert, ANYWAY jenseits von Gut und Böse (im Studio schwach, live toll), FEARLESS schwer konsumierbar (am Anfang), doch von erheblicher Langzeitwirkung, BANDSTAND zweifelsfrei die ansprechendste LP, IT’S ONLY A MOVIE durchwachsen. Fast alle Family-LFs litten unter zu geringer Unterstützung durch Tourneen, mit denen alle Bands die LP-Verkäufe stützen wollen. In den USA besaß die Band so gut wie Auftrittsverbot, weil Chappo mit Impressario Billy Graham aneinandergeraten war: Chappo hatte ein Mikrofon versehentlich fallengelassen, was Graham als tätlichen Angriff wertete und fortan kraft seines Ansehens Family in den USA als Chaoten-Band, nicht Vertrags würdig, darstellte.

In England vollbrachten Family erstmals 1973 eine Tournee, die frei von Zwischenfällen war und enthusiastische Kritiken erhielt. Hernach löste man sich auf…

Längst hatten Chappo und Charlie Whitney Pläne für eine neue Band, die quasi von vorn anfangen wollte. Zunächst nannte man sich Chapman Whitney, dann jedoch nach dem Titel der Debüt-LP: Streetwalkers. Diese Combo enthielt mit dem früheren Jeff Beck-Musiker Bob Tench einen begnadeten Sänger, der mit der Zeit auch vorzüglich Gitarrespielen lernte. Man beachte Chappos und Whitneys Einstellung: Beide nahmen einen Musiker in ihre Band auf, der sie theoretisch ersetzbar machte.

Die Streetwalkers litten jedoch wie Family unter Management-Problemen und konnten sich zeit ihres Daseins nicht vom Family-Image lösen: Wer vorher Family mochte, stand nun auf Streetwalkers, wer nicht…

Außerdem gab’s, wer hätte es gedacht, Personalprobleme: Ein gewisser Nicko (dr) und Ion Plotel (bg) wirkten anfangs mit, wurden jedoch späterhin durch David Dowle (dr, Ex-Whitesnake), Brian Johnstone (keyb) und Michael Feat (bg) ersetzt. Desweiteren setzten die Streetwalkers live gelegentlich andere Musiker zusätzlich ein: Phil Chen (bg), Mel Collins (sax) oder Tim Hinkley (keyb). Womit bereits das bislang letzte Kapitel in der Family-Story, die längst zur Chappo-Story geworden ist, angeschlagen wurde.

Denn nachdem die Streetwalkers wie Family wenig Erfolg erlangten, beschlossen Chappo und Charlie Whitney den endgültigen Bruch, im freundlichen Sinn, wohlgemerkt. Das langjährige Komponistenteam trennte sich freilich zuungunsten Whitneys: Der spielt heute mit einer namhaften Band völlig belanglos , Axis Point heißt die Band, die mit Rob Townsend, Ex-Spencer Davis Eddie Hardin (remember Hardin & York?) und Charlie McCracken bekannte Musiker und eine zu Recht unbekannte LP vorweisen kann.

Chappo handelte offensichtlich klüger, wartete erst einmal ab und begab sich dann ins Studio zwecks erster Solo-LP titeis CHAPPO. Neben guten Eigenkompositionen enthielt die Platte hervorragende Cover-Versionen von „Hang On To A Dream“ und „Keep Forgettin'“ sowie Reminiszenzen an die Vergangenheit: Chapman/-Tench und Chapman/Whitney-Songs waren auch enthalten.

Ein besonderes Fingerspitzengefühl zeigte uns Chappo bei der Auswahl der Musiker: Spitzenkräfte des englischen Rock namens Mel Collins, Geoff Whitehorn, Ray Cooper, Henry Spinetti, Bill Livsey, Mick Moody, Ron Asprey und Tim Hinkley. Ein Teil dieser Musiker tauchte bei Chappos Live-Auftritten im Sommer 1979 in der BRD auf, wovon eine gute Live-LP existiert. Darüberhinaus zeigte der Rockpalast, was Medien, wie das Fernsehen, vermögen: Binnen kurzem machte die WDR-Sendung Chappo und Kollegen bekannter als je zuvor. Auf solche Unterstützung konnten Family vor zehn Jahren leider nicht bauen…