Fargo
Regie: Joel Coen Mit: F. McDormand, Steve Buscemi
Die schrulligen Figuren aus Fargo, Minnesota, mögen es überhaupt nicht, wenn zuviel erklärt, gegrübelt oder nachgefragt wird. Was sie tun, das spricht für sich. Egal, ob es sich dabei ums Angeln oder halt um mehrfachen Mord handelt. Plappern ist was für nervöse Gestalten. Der rührend naive und schreckliche feige Autoverkäufer Jerry Lundegaard (William Macy) brabbelt eindeutig zuviel, um von seinen Mitbürgern ernst genommen zu werden. Seine Frau will er zum Schein entführen lassen, um vom herrischen Schwiegervater jenes Geld einzusacken, das ihm seine Familienzugehörigkeit nie brachte. Doch als er schon gegenüber zwei psychisch nicht sondelich ausgeglichenen Gelegenheits-Kidnappern (Ratte Steve Buscemi und Rindvieh Peter Stormare) ins hilflose Stottern gerät, ist sein Plan verkorkst, bevor er überhaupt begonnen hat. Und richtig: Durch eine willkürliche, in ihrer Absurdität schaurig vergnügliche Verkettung unglücklicher Umstände färbt bald das Hämoglobin vieler unschuldiger Passanten den Schnee von Fargo. „Das kann niemand aus unserer Stadt gewesen sein“, schlußfolgert die sehr schwangere Polizistin Marge (Frances McDormand) mit beachtlicher Eloquenz ob der ersten Leichen. Viel mehr kriminalistischen Spürsinn braucht sie auch nicht – sie muß nur warten, bis all die unterbelichteten Killer und Entführer unweigerlich stümpern und sich gegenseitig ausmerzen. Der Grat zwischen Schabernack und Schocker ist bei den Gebrüdern Joel (Regie) und Ethan (Produktion) Coen eine Rasierklinge, die in die Herzen aller Beteiligten schneidet. Und indem sie ausgesprochen wenig zeigen (wenn die Kamera mal schwenkt, wird einem fast schwindelig), bleibt viel Raum zur Interpretation. Verglichen mit vorangegangenen Coen-Streichen ist FARGO nicht besonders rätselhaft und nur mäßig vertrackt, sondern ein lupenreiner, bizarrer Crime-Film. Und damit genug der Worte.