Farinelli
Das ist doch wirklich gemein: Während der zehnjährige Sängerknabe Carlo Broschi (Stefano Dionisi) tagelang mit hohem Fieber darniederliegt, wird er auf Geheiß seines karrieresüchtigen Bruders Riccardo (Enrico Lo Verso) komplett kastriert. Der konspirativ-chirurgische Eingriff bringt den Entmannten zwar um sein wichtigstes Weichteil, garantiert ihm aber eine glockenreine, helle Stimme, durch die er im Laufe der Jahre berühmt wird und die ihm ermöglicht, zusammen mit dem bösen Bruder Riccardo durch die halbe Welt zu reisen. Offiziell verlor der juveniie Carlo (Künstlername: ‚Farinelli‘) seine Männlichkeit durch einen bedauerlichen Reitunfall – nur Riccardo weiß um die wahren Hintergründe dieses vermeintlichen Mißgeschicks. ‚Farinelli‘ von Gerard Corbiau ist ein opulentes, hinreißend fotografiertes Werk, in dem der kunst- und musikbeflissene Kinobesucher in aller Demut schwelgen kann. Und wer sich vom Thema übermannen läßt, kann ja anschließend auch noch Margriert de Moors Roman ‚Der Virtuose‘ lesen. Kastraten nämlich sind mittlerweile wieder gefragte Männer…