Fatboy Slim
DAS U-60311 IST EINE NEUE, ZIEMLICH ANONYME Großraum-Disko im Herzen von Frankfurt. Nach der Schließung des legendären Techno-Tempels „Omen“ hat Sven Väth hier ein neues Zuhause gefunden, wie auch einige andere, nicht mehr ganz taufrische DJs aus der Region. In sprödem Beton-Ambiente möchte man gerne weiterstricken am Mythos vom „Sound Of Frankfurt“. Doch kitschiger Techno, einmal das Markenzeichen dieser Stadt, ist zur Zeit nicht besonders gefragt. Deshalb wird hier heute das dicke Dance-Ding des vergangenen Sommers serviert: Big Beat. Fatboy Slim alias Norman Cook absolviert sein einziges DJ-Set in Deutschland – Live-Auftritte macht der 36jährige Brite ohnehin keine. Nach seinem unwiderstehlichen Sommerhit „Rockafeller Skank“ ist Fatboy Slim der Inbegriff von Breitwand-Big-Beat. „Wenn ich wollte, ich könnte jeden Abend in einer anderen Stadt auflegen, egal ob Sidney, Ibiza oder Chicago“, sagt Cook, ohne zu prahlen. Mehr als zweimal die Woche möchte er den stressigen Job aber nicht machen schließlich warten zu Hause dutzende von Remix-Anfragen: Madonna,die Pet Shop Boys und Aerosmith mußte er schon ablehnen, mehr als vier Remixe hat er dieses Jahr nicht geschafft, das eigene Album „You’ve Come A Long Way, Baby“ war wichtiger. Und nun steht er hier, eingeklemmt zwischen Betonwand, niedriger Decke und dem DJ-Pult,vorsieh ein erwartungsvolles Knäuel schwitzender Menschen. Er weiß, daß er hier ankämpfen muß gegen das Vorurteil, ein DJ sei nur die Billig-Ausgabe eines Live-Acts. Doch Fatboy Slim kriegt sie alle: Wie John Travolta in „Saturday Night Fever“ streckt er den Finger in die Luft und grinst so breit wie der Smiley auf seinem T-Shirt. Dann läßt er den Tonarm fallen, exakt in die ersten Rillen von „Body Movin'“- einen Remix, den er erst vor wenigen Wochen für die Beastie Boys gemacht hat. Auch wenn der Sound der Anlage etwas blechern klingt: Die Party rockt! Gnadenlose Samples labern Unsinn,fiepende 303-Sounds zwitschern und immer wieder rollen superfette HipHop- Beats über den Tanzboden. Der Fatboy kann auflegen was er will, der Schweiß der Tänzer fliegt bis zum Tresen. Und hinterher weiß niemand mehr so genau,ob er-sie-es getanzt hat zu einem bisher unbekannten Drum ’n‘ Bass-Remix von The Clash, einem Cartoon-Soundtrack oder zu einem viel zu schnell abgespielten HipHop-Stück. Cook ist sich eben für keinen Scheiß zu schade, er ist der Jim Carrey unter den DJs und genau das gefällt uns so an ihm. Zugabe!