Feldforschung mit Shawn Hoy: „Fußball und Musik? Für mich einfach untrennbar“
Seit seinem sechsten Lebensjahr spielt Shawn Hoy Fußball, seit zwei Jahren ist der US-Amerikaner der Fußball-Kontaktmann bei Nike. Als Global Football Footwear Product Director geht er raus zu den Athleten und horcht sie nach ihren Wünschen aus – technisch wie ästhetisch.
Shawn Hoy betreibt Feldforschung: Aufgrund seiner Erfahrungen werden die Fußballschuhe von Nike entwickelt. Zur WM 2014 hat er mit seinem Team die Modelle Mercurial und Magista auf die Spiel-Situation in Brasilien maßgeschneidert. Und mit dem Tiempo 94 hat Shawn Hoy seinen ersten Lifestyle-Schuh entworfen. Ob die Kids zu dem Schuh Gangster-Rap oder Klassik hören, ist ihm egal, Hauptsache, es steckt Musik drin. Wir trafen den Designer zum Gespräch.
Musikexpress: Wie verbinden sich für dich Fußball und Musik?
Shawn Hoy: Sie sind für mich einfach untrennbar. Ich spiele schon seit meiner Schulzeit Fußball. Mein Star war der Torwart Peter Schmeichel. Und ich höre mein ganzes Leben Musik. Mein Spektrum reicht von Public Enemy und AC/DC bis hin zu James Taylor und Coldplay. Um mich auf ein Land einzustellen, höre ich dessen Musik. In Brasilien Samba, in Europa elektronische Musik. Die USA haben ihre historischen Momente in der elektronischen Musik, aber im Moment hinken sie Europa hinterher.
ME: Du begleitest die Fußball-Teams. Was hören sie im Umkleideraum?
SH: Die Brasilianer drehen auf: volle Energie, sehr farbenprächtig. Die Spanier vom FC Barcelona lassen es ruhiger angehen. Beim USA-Team ist es sehr brachial: Bass, HipHop.
ME: Welche Rolle spielt Musik beim Schuh-Designen?
SH: Der Mercurial und der Magista wurden extra auf die WM in Brasilien abgestimmt. Die Farben, die Linienführung, wir haben sie mit Samba im Ohr entworfen. Zu The Cure wärees mir schwergefallen, mich auf Brasilien einzustimmen … An Berlin dagegen fasziniert mich das Junge, die Energie, die Radikalität. Hätte ich den Auftrag, für einen Club der Stadt zu designen, würde ich gerne mal deutschen Gangster-Rap hören.
ME: Stellst du dir zum Lifestyle-Schuh Tiempo 94 eine ganz bestimmte Musikszene vor?
SH: Nike verkauft keine Uniformen. Die Kids sollen selbst entscheiden, wie sie den Schuh kombinieren. Überrascht zu werden, ist das Beste. Ein Kid kommt mit Kopfhörern zum Spiel, und was hört es? Klassische Musik. Je unerwarteter, desto inspirierender ist es.
ME: In England spielt Fußball eine große Rolle in der Popmusik. Wie sieht das in den USA aus?
SH: Clint Dempsey spielt im Nationalteam der USA. Als Deuce rappt er. Solche Verbindungen liebe ich.
ME: Im Augenblick deines größten Triumphes, welchen Song würdest du spielen lassen?
SH: Keine Frage: „Dream On“ von Aerosmith.
Dieses Interview ist in der Rubrik „Stil & Form“ in der aktuellen August-Ausgabe des Musikexpress erschienen, die seit dem 17. Juli 2014 erhältlich ist.