Fender-Studie: 50 Prozent der Gitarreneinsteiger sind Frauen
Eine Studie des Gitarrenherstellers Fender bestätigt: Die Joan Jetts und PJ Harveys dieser Welt sind heute keine Seltenheit mehr. Ach? Das wissen wir eigentlich längst.
In einer neuen Studie des Gitarrenkonglomerates Fender wurde festgestellt, dass sowohl in den USA als auch in Großbritannien die Hälfte der neuen Gitarreneinsteiger Frauen sind.
Die Studie fand auch heraus, dass 72 Prozent der Gitarristen ursprünglich mit dem Spielen begonnen haben, um einen neuen „Lifeskill” zu erlernen und um sich weiterzubilden. 61 Prozent der neuen Gitarristen wollen heute nur Songs mit Freunden spielen können, und haben dabei nicht zwingend den Anspruch, Rockstars zu werden.
Fender-Geschäftsführer Andy Mooney erklärt sich dies in einem Interview mit dem „Rolling Stone” so: „Die heutigen Gitarristen sind in einem anderen kulturellen Kontext und mit einer anderen Popmusik-Landschaft aufgewachsen. Aufsteigende Künstler wie Mura Masa, Tash Sultana, Youngr, Daniel Caesar, Grimes und Ed Sheeran verändern die Art, wie Gitarren verwendet werden.“ Nämlich hauptsächlich, um das eigene Leben zu bereichern. Fast die Hälfte der Gitarrespielenden sehen ihr Instrument bereits als Teil ihrer Identität.Der „Taylor Swift”-Faktor
Dass derzeit fünfzig Prozent der Gitarrenbeginner Frauen sind, könnte auch nur eine kurzweilige Veränderung oder eine statistische Anomalie sein. Die Idee, junge Frauen würden Taylor Swift nacheifern wollen, also die Existenz eines „Taylor Swift”-Faktors, verneint Mooney: „Faktisch ist es nicht so. Taylor ist weitergezogen, ich denke, sie spielt heute weniger Gitarre auf der Bühne als früher. Aber junge Frauen machen trotzdem noch fünfzig Prozent der Gitarrenverkäufe aus. Das Phänomen scheint Beine zu kriegen, und es passiert auf der ganzen Welt.”
Das „Phänomen”, von dem der Fender-Geschäftsführer spricht, ist nur wirklich kein Neues. Ziemlich genau die Hälfte der Weltbevölkerung sind Frauen, warum sollten dann nicht die Hälfte der Gitarrenverkäufe an Frauen gehen? Dass das Musikbusiness eine reine Männerdomäne ist, ist mitunter ein Klischee, an dem vielleicht in den 50er Jahren noch einiges dran war.
Wie in vielen anderen Lebensbereichen findet auch hier Emanzipation statt. Nicht nur die Taylor Swifts dieser Erde füllen heute die Stadien dieser Welt mit ihren Fans. Es gibt auch andere sehr erfolgreiche Musikerinnen, die die Gitarre auf der Bühne noch nicht an den Nagel gehängt haben.
Drei unserer Lieblingsgitarristinnen aus der jüngeren Musikgeschichte:
1.Alison Mosshart
Die US-Gitarristin ist unter dem Pseudonym „VV“ gemeinsam mit Jamie Hince The Kills, und spielt nebenbei mit Jack White in The Dead Weather. Sie legt sich equipment-technisch nicht gern fest. Sie spielt sowohl ihre Gretsch Corvette, als auch ihre Rickenbacker 620 und ihre 70er-Jahre Höfner 4575 regelmäßig live.
2.Brody Dalle
Die Frontfrau der Distillers (die vor kurzem ihre Rückkehr angekündigt haben) ist auch allein erfolgreich: 2014 erschien ihr Solodebüt DIPLOID LOVE. Sie spielt unter anderem eine Fender Telecaster Deluxe und eine Fender Classic Series ’72 Telecaster Custom. Übers Gitarrespielen sagte sie 2014 in einem Interview mit „Musicradar“: „Ich liebe es, Gitarre zu spielen. Es ist meine Lieblingsbeschäftigung. Ich bin eine gute Rhythmusgitarristin – Ich hau einfach rein.“
3.Courtney Barnett
Die australische Singer-Songwriterin veröffentlichte im Mai 2018 ihr zweites Album TELL ME HOW YOU REALLY FEEL. 2017 kollaborierte Barnett mit Kurt Vile, was zur Entstehung des Albums LOTTA SEA LICE führte. Sie spielt unter anderem eine Harmony H59 Rocket Semi-Hollow als auch diverse Fender-Modelle, darunter auch die „Kurt Cobain Worn Jaguar“. Wie Cobain ist sie Linkshänderin.
Ein paar „Honorable Mentions”, die genauso gut in die Liste gepasst hätten: Laura-Mary Carter von den Blood Red Shoes, Emily Kokal und Theresa Wayman von Warpaint, Tegan Quin und Sara Quin – besser bekannt als Tegan and Sara, Wallis Bird, Chan Marshall alias Cat Power. Und so weiter. Von den Rockgöttinnen Joan Jett, Patti Smith, PJ Harvey und wie sie alle heißen ganz zu schweigen.