Florence And The Machine Im Florence, Köln
Endlich gibt mal wieder jemand die Waldfee. Doch wie lange wird sie tanzen?
Es war zu erwarten, dass dies die großen dreieinhalb Minuten des Abends werden würden: Florence And The Machine spielen „Dog Days Are Over“, einen kathedralenartigen Popsong mit Arcade-Fire-Anleihen und Erlösungsgestus, und alles springt auf und ab: “ Your dog days are over IHorses are Coming“ , singt die Loncionenn Florence Welch. Was auch immer da genau vorbei sein soll – eine Krise? eine Beziehung? die Zeit der langweiligen englischen Pop-Mädchen mit ihren frappierend banalen Alltagsbeobachtungstexten? es kann nur ein Segen sein. Aber bloß nicht zu viel erwarten! Kurz zuvor singt sie das Lied von ihrem Boyfriend, der Särge baut: „He’s made one for himself, one for me too / And one of these days he’U make one for you.“ Mit ihren anmutig kantigen Zügen und hinter all dem Kajal sieht sie aus wie eine Mischung aus Hippiesektenleiterin und der Hauptdarstellerin eines Dario-Argento-Films aus den 70er Jahren. Deutlich anders also als die anderen Mädchen, die zuletzt in England zu Stars wurden. Mit Florence Welch, so könnte man es sehen, sind Theatralik und Weltflucht, Sinnlichkeit und Wahnsinn dorthin zurückgekehrt, wo zuletzt authentizitätsverknallt vor allem über Magersucht, U-Bahn-Fahrten und Spielkonsolen gesungen wurde. Es sind überwiegend sehr junge Mädchen, die an diesem Abend gekommen sind. Was genau sie in dieser Frau sehen, ist nicht klar, denn bei aller Freude darüber, dass mal wieder jemand die Waldfee gibt und sich nicht gleich vorauseilend mit seinem Publikum gemein macht, fällt doch auf, dass die Musik letztlich nur solider Pop ist. Florence And The Machine verbinden New-Romantic-F.lemente mit Soul und schwelenden Kunstliedern unter Indievorzeichen: Eine Harfe kommt ausgiebig zum Einsatz, die Keyboards sind auf Spieluhrenklänge programmiert, und das Getrommel deutet Entfesselung an – richtig gewagt wird es aber nie. Zumindest für den Moment sind FATM eine nette Abwechslung im Popbetrieb, die sich aber rasch einebnen wird.