Flüchtlinge entwickeln App als Antwort auf deutsche Bürokratie


Syrische Flüchtlinge entwickeln eine App, die Neuankömmlingen das Leben in Deutschland erleichtern soll. Obwohl keiner der sechs jungen Männer IT-Vorkenntnisse hatte, befinden sie sich auf dem besten Weg zu einem erfolgreichen Launch Anfang 2017.

Mohammad, Munzer, Omar, Ghaith, Yazan und Ahmed haben eines gemeinsam: Sie sind syrische Geflüchtete in Berlin. Dort haben sie sich zusammengetan, um dem langen Warten auf Asylbescheid oder Arbeitserlaubnis, dem vielen Papierkram und den wiederholten Besuchen bei Ämtern und Behörden ein Ende zu setzen.

Im Rahmen der REDI School of Digital Integration, einem Berliner Startup, das Flüchtlingen mit IT-Kenntnissen weiterhilft, lernten die Freunde programmieren. Zu Beginn wurden sie mit einer entscheidenden Frage konfrontiert: „Mit welchen Problemen habt ihr im Alltag zu kämpfen?“

Bürokratie und vor allem der unverständliche Papierkram lautete die Antwort. Deshalb entwickeln die sechs jungen Syrer (Ghaith ist erst 19 Jahre alt) seit Februar 2016 die App mit dem bezeichnenden Namen Bureaucrazy. Sie soll anderen Geflüchteten dabei helfen deutsche Formulare auszufüllen und ihnen bei der Ankunft in Deutschland unter die Arme greifen. Auf Deutsch, Englisch und Arabisch informiert die App über Ämter, Anmeldungen, das Eröffnen eines Bankkontos oder die Suche nach einer Bleibe. Eine Karte soll zudem das Finden der Ämter in Berlin mittels GPS erleichtern.

Es handelt sich also um einen digitalen Guide durch den Urwald der Bürokratie: „Jedes Like für unsere Facebook-Seite ist ein Ausdruck des Hasses auf die Bürokratie. Jeder auf der Welt leidet darunter“, zitierte die Zeit Munzer, einen der Entwickler.

Ein breites mediales Interesse gibt es bereits. So haben im vergangenen Monat zahlreiche Medien, darunter die BBC und The Guardian, über das Projekt berichtet. Und auch der deutsche Staat zeigt Interesse. Laut Motherboard soll ein Treffen mit den Behörden noch im August 2016 stattfinden, um zu besprechen, wie sich Formulare in die App integrieren lassen.

Auf betterplace.org läuft derzeit eine Kickstarter-Kampagne, um das Projekt auch finanziell in die Gänge zu bringen. 14.215 Euro sind noch ausständig, um den derzeitigen Prototypen zu verwirklichen. Die Gründer hoffen ihre App mit Anfang 2017 auf den Markt zu bringen.