Frittenbude


Der Audiolith-Stall schickt seine tollwütigen Pferde in die Wiener Arena.

Das ist wie Malle, nur mit schlechterem Wetter“, raunt ein Konzertbesucher, Mitte 30, seinem Nachbarn zu. „Shittenbude“, kommentiert er das Treiben auf der Bühne, obwohl dort zu diesem Zeitpunkt noch die Audiolith-Neulinge Captain Capa werken. Das Publikum in den hinteren Reihen der Arena ist übellaunig und skeptisch. Doch der Abend ist jung, und am Ende werden alle – alle! – tanzen.

Nach Captain Capas beherztem Auftritt verschiebt sich die Aufmerksamkeit langsam von der Bar zur Bühne, als die Labelkollegen Egotronic beginnen. Es dauert nicht lange und Frontkasper Torsun lässt die Hose fallen. Gejohle, ein erster Simmungshöhepunkt. Auf der Bühne werden Handtücher geschwenkt und Grimassen geschnitten. Hin und wieder drückt Keyboarder Endi ein paar Knöpfchen auf dem Synthie. Wo die Musik genau herkommt, ist nicht so wichtig. Hauptsache Party. „Wer wird denn rumstehen?/ Wir wollen euch tanzen sehen“, bellt Torsun bei „Raven gegen Deutschland“, und das Publikum tut, wie ihm geheißen. Später greifen Frittenbude den Song noch einmal auf: „Wir raven aber auch gegen Österreich“, stellt Lead-Rapper Johannes Rögner klar. „Ein Land, in dem Heinz-Christian Strache (Spitzenpolitiker der rechtspopulistischen FPÖ; Anm. d. Red.) 27 Prozent der Stimmen bekommt …“ – der Satz bleibt unbeendet, Rögner streckt diesem Land seine Mittelfinger entgegen. Das Publikum, anscheinend frei von FPÖ-Wählern, jubelt und mimt die Geste nach. Ausgestattet mit E-Gitarre, Bass, Laptop und dem umgehängten Handtuch als unverzichtbares Symbol für schweißtreibende Animation, schließen Frittenbude da an, wo Egotronic kurz zuvor aufhörten: noch mehr Bass, noch mehr Rave. Hits wie „Das Licht“, die Kettcar-Neubearbeitung „Raveland“ und „Mindestens in 1 000 Jahren“ lassen der Menge keine Verschnaufpause. Unverständlicherweise wird zwar in der Schnitzelmetropole auf den „Superschnitzellovesong“ verzichtet, der Stimmung tut das jedoch keinen Abbruch. Beim abschließenden „Pandasong“ sieht man selbst übellaunige Mittdreißiger bierselig auf- und abhüpfen.