Fruchtiges Allerlei fürs Gemüt


Haldern Pop Rees-Haldern, Reitplatz Nostalgie, Emotion und mal wieder! Adam und Neil: Pop und Rock verbinden Generationen am Niederrhein.

„Das diesjährige Festival widmen wir dem heimischen Obst und Gemüse.“ Und obwohl am Niederrhein sicher genügend Schmackhaft-Grünes wächst, hätte man das Haldern Pop dieses Jahr vielleicht besser der Emotion, pur, und der Nostalgie gewidmet. Ein erster schwerer Fall gleich am Freitagnachmittag unter der brütenden Sonne. Hai aus Irland schwelgen in Byrds-Nostalgie, vom Sänger mit hochrotem Kopf (Hitze? Scham? Beides?) vorgetragen. Ebenfalls mehr für die Prä-Prä-Garagen-Rock-Generarion spielt kurz darauf Nicolai Dunger mit Band bluesig-blendend auf. Und auch die lang verschollen geglaubten dEUS überzeugen vor allem die Nostalgiker-Fraktion. Natürlich mit Hits wie „Roses“ (hypnotisch!) und „Suds & Soda“ (übersteuert!) und vielen neuen Stücken, dieallerdings nur wenig Emotionen hervorrufen. Bei Starsailor kochen diese dafür hoch, selbst auf dem Zeltplatz hört man den Stadion-Pop der Engländer noch klar vernehmlich. Rechtzeitig zu Adam Green zurück, der in 45 Minuten mehr Witz, musikalisches Verständnis und Entertainment zeigt als alle Bands zuvor. Stolpert/stolziert schlaksig über die Bühne. Reimt Dostojewski auf Fab Moretti. Und ist wahrscheinlich doch der Bob Dylan seiner Generation. Samstag. Noch mehr schwüle Hitze. Und Patrick Wolf tritt in schwarzen)!) Gummistiefeln(!!) auf. Laptop-Fiedel-Schrammel-Folk, nicht nur „Bloodbeat“ – als pulpeske Diskonummer – kommt sehr gut an. Dann eine Überraschung: Vom Nostalgie-Trio South, Embrace, The Soundtrack Of Our Lives überzeugen ausgerechnet und fast ausschließlich Embrace. Keane bleibt abgesehen vom Super-Hit „SomewhereOnly We Know“ nur das Prädikat „die neuen Starsailor“ (waren die nicht schon „die neuen Travis“?). Den Kings Of Leon hingegen scheinen jegliche Emotionen abzugehen, die Ansagen von Caleb Folio will geraten wie der gesamte Auftritt etwas lieblos, die neuen Songs will man dann lieber erst einmal auf Platte hören. Paul Weller liefert soliden Erwachsenen-Rock, und man wendet besser nichts dagegen ein, um keine Schlägerei mit Oasis-Ultras anzuzetteln. Zum Abschluss: The Divine Comedy mit 20-köpfigem Orchester aus Haldern und Umgebung. Neil Hannon lässt das Mikrofon durch die erste Reihe wandern, covert furios „No One Knows“ von den Queens Of The Stone Age und erklärt, wem „Charmed Life“ gewidmet ist: seiner kleinen Tochter. Rührend. Anrührend. Gänsehaut. Das mit der Widmung des Festivals klärt sich dann übrigens auch noch auf: Sie gilt offensichtlich dem reifen, ja, teils schon überreifen Obst wie dem jungen musikalischen Gemüse-kräftig im Biss und randvoll mit Vitaminen.