Frühstart mit Hühnchen


Am Anfang ihrer Karriere stand eine herbe Enttäuschung: Mit sieben Jahren entdeckte Wunderkind Michelle Branch, dass die Beatles nicht kindgerecht „She’s got a chicken to ride“ sangen, sondern „Ticket to Ride“. Aus Protest komponierte sie ihr erstes Liedchen, in dem mutmaßlich ein Huhn die Hauptrolle spielte. Mit 14 bekam sie ihre erste Gitarre geschenkt, knapp zwei Jahre später flüsterte ihr eine Freundin der Familie zu, sie habe geschäftlich mit einem Musikbusiness-Kapitän aus LA zu tun, der gerade im heimatlichen Sedona, Arizona, weile. Michelle schmuggelte sich ins Meeting und überreichte dem überraschten Herrn ein Demo-Tape. Ein klassischer Fall von „zum-richtigen-Zeitpunkt-am-richtigen-Ort“, denn Manager Jeff Rabhan nahm sie prompt unter seine Fittiche. Kurz darauf erschien das Debütalbum Broken Bracelet, gerade mal 17 Jahre alt, ließ sie ihren Major-Einstand The Spirit Room folgen, der sagenhafte 82 Wochen in den US- Charts verweilte. Nach zwei Jahren, die Michelle Branch vornehmlich auf Tournee verbrachte, steht nun ihr drittes Album namens Hotel Paper in den Läden. „Der Erfolg hat mir so viel Selbstvertrauen gegeben, dass diesmal alles viel einfacher war“, sprudelt es aus ihr heraus. „Als ich die Songs für meine ersten beiden Alben schrieb, war ich noch reichlich unerfahren. Die vergangenen zwei Jahre waren das Aufregendste, was mir in meinem bisherigen Leben passiert ist. Die neuen Songs kamen praktisch von alleine.“ Michelle Branch, die alte Häsin? Ja und nein. Drei Alben und monatelange Tourneen zeugen von Professionalität und Routine, doch eines darf man dabei nicht vergessen: Am zweiten Juli dieses Jahres ist Michelle gerade mal zwanzig Jahre alt geworden. Umso erstaunlicher, dass in ihrem Plattenschrank viele Klassiker stehen, die eingespielt wurden, als ihr kindlicher Protestsong noch reine Zukunftsmusik war.