FUCK BUTTONS
Die Faszination des Bösen: Fuck Buttons und ihr schöner Lärm.
Andrew Hung und Benjamin John Power verbringen viel Zeit damit, sich gegenseitig in die Augen zu schauen. Nicht etwa aufgrund aufk eimender Romantik zwischen den beiden, sondern weil ihr Live-Set-up so konzipiert ist. Die beiden stehen sich gegenüber, getrennt von einem Tisch voller Synthies. Eine ungewöhnliche Optik, aber: Das Ergebnis ist von immenser Stärke.
Der Electric Ballroom ist seit Wochen ausverkauft, wahrscheinlich ist ein Club dieser Größe mittlerweile einfach eine Nummer zu klein für so eine Band. Die Festival-Auftritte im Sommer sollen legendär gewesen sein, das im Juli erschienene SLOW FOCUS war ein großer Erfolg, kurzum: Die beiden fühlen sich vermutlich sehr wohl.
„Brainfreeze“ von ebenjenem Album eröffnet das Set. Der brutal repetitive Groove klingt live noch einmal stärker: Ausgestattet mit einem nervösen Bass und scharfer Perkussion, grenzt er an Körperverletzung. Die beiden Musiker zucken trotzdem zu den Beats, als würden sie jede Note ebenso genießen wie das Publikum. Gleichzeitig ist das schon episch. Zwei Typen, beziehungsweise ihre Schattenrisse auf großen Leinwänden, dazu bunte Farben, die einen schwindeln lassen. Man muss da eintauchen, die Gedankenebene verlassen.
Dann entdeckt man auch die hellen Momente im apokalyptischen Chaos: „Colours Move“ ist von schimmerndem Optimismus durchsetzt und könnte im Abspann eines Katastrophenfilms laufen. Doch meistens fühlt sich der Abend an, als sei man Teil eines unbesiegbaren Automaten. Im Publikum sind vor allem Jungs. So richtig tanzen tun sie nicht, wie soll man auch zur Apokalypse tanzen? Aber sie wiegen sich, nicken mit, sind Teil des Geschehens. Was bleibt, ist ein sehr elementares Gefühl. Vermutlich gibt es Musik, die solche Gefühle evoziert, seit ein paar Tausend Jahren. So gut wie bei den Fuck Buttons hat sie sich lange nicht mehr angefühlt.