Fuzz Box


Anhänger jener Ideologie, die steif und fest dem Irrglauben frönt, gute, wichtige, aufregende oder auch „nur“ lustige Musik könne nur produzieren, wer seinem Instrumentarium noch die allerletzten technischen Finessen entlocke, waren definitiv fehl am Platz. Und abgesehen von ein paar älteren Hengsten im Publikum, die sich besserwissend zulächelten, schien auch kaum jemanden zu stören, daß die vier schrillen Gören aus Birmingham bestenfalls über musikalisches Basiswissen verfügen. Ein gefundenes Fressen für Kreuzritter des soliden Handwerks – hier ein verhaspelter Break, da eine falsche Sax-Lage.

Doch diese Show gehorchte anderen Kriterien. Der Optik zum Beispiel: Eine Haarpracht, die jeder fortschrittlichen Friseurstagung Freudentränen beschert hätte, ein fröhliches Durcheinander auf der Bühne, die im Rotationsprinzip genommen wurde – jede durfte mal überall. Was auf der Schlagzeugposition doch gelegentliche Irritationen verursachte, denn nur die angestammte Kraft war in der Lage, den meist temporeichen Trash-Pop mit dem entsprechenden Beat zu versorgen. Schöne Momente, wenn die Speed-Zufuhr mal etwas gedrosselt wurde, die Tasten simple Akkorde vorgaben und zwei Saxophone unisono (aber hallo!) schmalzten.

Geschmack bewies das muntere Häuflein auch beim ausgiebigen Griff in den Klassiker-Katalog: Während Elvis‘ „Fever“ noch von einem Simpel-Arrangement umgarnt daherkam, wurde die erste große Girl Groups-Ära a-capella gewürdigt – vom „Da Doo Ron Ron“ der Crystals bis zum „Leader Of The Pack“ der Shangri-Las. Und „Tutti Frutti“ mußte auch noch dran glauben. Sorgsam ausgefeilte Vokal-Arrangements waren natürlich nicht zu erwarten – leicht vorlaute Anarchie regierte das Gezwitscher der frisch geschlüpften Pop-Küken.

Ach ja, bevor ich’s vergesse: Gefuzzi wurde auch kräftig, doch hat sich der Gag der frühen Auftritte längst als musikalisches Stilmittel etabliert. Wie heißt doch gleich ihr Name in voller Schönheit: We ‚ve Got A Fuzzbox And We ‚re Gonna Use it!