Ghostface geht noch nicht in Rente: Ein Rückblick auf 25 Jahre „Scream“
Es ist die Mutter aller Teenie-Horrorfilme: Wes Cravens Kulthorror „Scream“ feiert 2021 sein 25. Jubiläum. Die Reihe ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Was bisher geschah und wie es mit Ghostface weitergehen wird, erfahrt ihr hier.
Ein simpler Anruf, ein Ratespiel, ein Schrei: Die Eröffnungssequenz von „Scream“ zählt zu den kultigsten des Genres. Drew Barrymores legendärer Filmtod, der den Beginn der Mordserie des Maskenmörders Ghostface einleitete, galt 1996 als Paradebeispiel des neuen Horrors. Nachdem in den Achtzigern vorrangig unsterbliche Serienkiller (Michael Myers, „Halloween“), entstellte Monster (Freddy Krueger, „Nightmare on Elm Street“) oder dämonische Wesen („Tanz der Teufel“) über unschuldige Opfer herfielen, legte Regisseur Wes Craven den Fokus mit „Scream“ auf eine ganz neue Bedrohung: Das Böse in Menschengestalt war erschreckend genug.
Damals: Horror-Innovation
Zusammen mit Drehbuchautor Kevin Williamson (TV-Serie „Dawson’s Creek“, „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“), der sich in den Neunzigern als Spezialist für Teenie-Stoffe erwies, versorgte Craven das Genre mit frischem Blut. Der klassische Slasherfilm hatte zu diesem Zeitpunkt bereits lange ausgedient. Der ironische Twist, den „Scream“ mit sich brachte, spielte nicht nur mit den Erwartungen der Zuschauer*innen, sondern nahm sich das Genre selbst zur Brust. Altbekannte Regeln, die ein kurzzeitiges Verabschieden zu einem schlechten Omen machten, den Mörder immer als Wahnsinnigen darstellten oder Sex einem Todesurteil gleichsetzten, wurden über den Haufen geworfen, neu gemischt und modifiziert ins Drehbuch aufgenommen: Die jungen Figuren wähnten sich als Genrekenner*innen, wiegten sich in Sicherheit. Geholfen hat es nur wenigen.
Neve Campbell („Wild Things“), Courtney Cox (TV-Serie „Friends“), David Arquette („Ungeküsst“) und Liev Schreiber (TV-Serie „Ray Donovan“) zählten seit dem ersten Teil von 1996 zur Stammbesetzung und ließen sich durch zwei weitere Teile jagen, die 1997 und 2000 ins Kino kamen. Bis auf Schreiber, dessen Figur mit dem Ende der Original-Trilogie auch das Zeitliche segnete, kehrten die Überlebenden aus Woodsboro auch zur Neuauflage der Reihe zurück.
Blutleere Fortsetzung
Dass die Reboot-Mania auch vor einer Reihe wie „Scream“ nicht Halt macht, mussten die Fans 2011 feststellen. Zwar kehrte das Team hinter und vor der Kamera vereint ans Set zurück, doch das Ablaufdatum des Teenie-Horrors war bereits überschritten. Mit Beginn des neuen Jahrtausends flachte der Hype ab, was die Reihe schon bei seinem dritten Teil zu spüren bekam. Bis dato war die im Jahr 2000 erschienene Fortsetzung der schwächste Film der Reihe.
Mit „Scream 4“ erhofften sich die Produzent*innen einen Neustart, setzten mit Kristen Bell („Veronica Mars“), Anna Paquin (TV-Serie „True Blood“), Emma Roberts (TV-Serie „American Horror Story“) und Hayden Panettiere („TV-Serie „Nashville“) auf ein deutlich erweitertes Ensemble. Die neuen Charaktere und der werbewirksame Claim „Neue Dekade, neue Regeln“ brachte jedoch nicht den erhofften Erfolg. Die ehemaligen Anhänger*innen waren zu alt, die frische Zielgruppe hatte mit der Masse an Folterorgien wie „Saw“ und „Hostel“ weitaus blutigere und gewalttätigere Filme vorgesetzt bekommen.
Über Umwege zurück auf die Leinwand
Ghostface in den Ruhestand schicken, wollte man trotzdem nicht. Als letzte Möglichkeit blieb nach dem verhaltenen Erfolg der Fortsetzung der Ausflug ins Serienformat. Bis auf die markante Maske und den Titel erinnerte nur wenig an die Originalvorlage. Was bei „Bates Motel“, „Hannibal“ oder „12 Monkeys“ recht gut funktionierte, sollte auch für „Scream“ neue Möglichkeiten eröffnen. Ein großer Erfolg war die drei Staffeln umfassende Serie zwar nicht, aber für kurzweilige Unterhaltung und das am Leben halten der Marke reichte es.
Eigentlich sollte 2021 das große Jubiläum mit dem fünften Teil der Reihe gefeiert werden. Pandemiebedingt verschoben die Verantwortlichen den Start auf Januar 2022. Neben Arquette, Campbell und Cox, die erneut in ihre alten Rollen schlüpfen, ergänzen Dylan Minnette (TV-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“) Jenna Ortega (TV-Serie „You“) und Jack Quaid (TV-Serie „The Boys“) die potentielle Opferliste von Ghostface. Kevin Williamson kehrt als Produzent zwar zurück, Schöpfer Wes Craven hingegen erlebt die Realisierung des neuen Kapitels nicht mehr: 2015 starb der Regisseur an Krebs. Das Erbe führt nun das Duo Matt Bettinelli-Olpin Tyler Gillett („Ready Or Not – Auf die Plätze, fertig, tot“) fort.
Ob das Wiedersehen für die Fans befriedigend sein wird? Man kann es der Reihe zu ihrem 25. Jubiläum nur wünschen.