Gibson Flying V
Die Technik: Warum Gitarrenhersteller Gibson sein futuristisches 58er-Modell „Flying V“ nannte, erklärt sich auf den ersten Blick: Der Korpus aus exotischem Korina-Holz war V-förmig zugespitzt, die Kopfplatte glich einer Pfeilspitze. Da dürften die kühn gen Himmel geschwungenen Heckflossen zeitgenössischer US-Automobile Pate gestanden haben, ebenso die dynamisch gestylten Flugkörperder beginnenden Weltraumfahrt. Klangregelung und Tonabnehmer der „Flying V“ waren konventionell ausgelegt, neu war nur das Design das dann prompt als ergonomisch wertvoll beworben wurde: Progressive Jazzgitarristen, anno 1958 die Zielgruppe Cibson’scher Bemühungen, sollten die „Flying V“ bequem, im Sitzen bedienen können, wobei die Öffnung des „V“auf dem Oberschenkel des Spielers zu liegen kam- eine Spielhaltung, die dann aber doch eher der klassischen spanischen Schule entliehen schien. Die Geschichte: Die Cibson Cuitsr Company, groß geworden mit akustischen Gitarren und im frühen Elektro-Zeitalter mit eher konservativ geformten Instrumenten präsent, geriet Mitte derfünfzigerjahre massiv unter Druck: Die Stratocaster des Konkurrenten Fender, elegant gestylt und in knallbunten Lackierungen erhältlich, ließ Gibsons Modelle alt aussehen. Weshalb Firmenchef Ted McCarty entschied, mit exzentrischer Formensprache in die Offensive zu gehen. „Explorer“, „Moderne“ und „Flying V“ hießen die Hoffnungsträger, die eines gemeinsam hatten: Sie waren kommerzielle Komplettausfälle. Die Zeit war 1958 eben noch nicht reif fürderlei gewagte Experimente, weshalb Gibson von der „Flying V“ 1958 und 1959 nur etwa 100 Exemplare absetzen konnte, bevordas Modell vorübergehend eingestellt wurde. Was sich heute auf die Sammlerpreise auswirkt: Bis zu 150.000 Dollarsind für frühe „Flying Vs“ bereits gezahlt worden wobei mittlerweile erstaunlicherweise viel mehr „Originale“ existieren, als damals hergestellt wurden. 1965 wagte Gibson einen zweiten Versuch, doch die „Flying V“ floppte erneut. Erst Anfang der siebziger Jahre konnte sich das Design durchsetzen, vor allem Metal-Gitarristen schätzten fortan die aggressive Phallusform. Die „Flying V“ ist bis heute erhältlich,spielt imGibson-Programm aber eher eine Nebenrolle.
Die Anwender: Zwar griff auch Blueser Albert King zum fliegenden „V“, doch Ruhm und Ehre erntete sie erst im Metal-Zeitalter Ob die Gebrüder Schenker von den Scorpions, Metallicas Kirk Hammett und James Hetfield.YngwieMalmsteen und Eddie van Haien: Sie alle spielten oder spielen „Flying V“. Ebenso wie Bon Jovis Richie Sambora, Avril Lavigne, Marc Bolan und Lenny Kravitz-was der „Flying V“ den Ruf eintrug, das bevorzugte Instrument für Poser zu sein. Auch wer Teenie-Pop oder Mainstream spielt, mutiert via „V“ sofort zum gefährlichen Rocker. Fuß auf die Monitorbox, und die Show ist perfekt.