Gilberto Gil: München, Muffathalle


Brasilien trifft auf Jamaika. Eine nicht immer glückliche Fusion.

Die Muffathalle ist bestens und bevorzugt mit Leuten aus der Nation von Pele und Jobim, Roberto und Nascimento gefüllt, als der inzwischen 60jährige ewige Sonnyboy Gil samt achtköpfiger Formation plus drei adretten Background-Sängerinnen die Bühne betritt. Gil ist definitiv eine lebende Bossa-Nova-Legende, seit knapp 40 Jahren im Geschäft und hat jede Menge Songs im Kreuz, die zumindest in Südamerika längst moderne Klassiker sind. Doch um die geht es dem Mann mit den virtuosen Gitarrenkünsten und der eindrucksvoll-einschmeichelnden Stimme auf der laufenden Tour höchstens am Rande. Schließlich ist sein aktuelles Album „Kaya N’Gan Daya“ – mit Ausnahme eines einzigen Stückes – komplett Coverversionen von Bob-Marley-Liedern gewidmet. Auf den ersten Blick will sich Gils Leidenschaft für Marleys Werk nicht recht erschließen. Denn Gil steht für Bahia/Brasilien, und Marley, das ist Kingston/Jamaika. Denkt man. Und dann erklärt einem der vitale Senior, dass alles ganz anders ist und es durchaus Bezugspunkte zwischen ihm und dem Rasta-Mythos Bob Marley gibt. „Reggae“. sagt er, „hat sehr viel mit Samba, Bossa Nova und auch mit Jazz und Blues zu tun. Denn in erster Linie handelt es sich dabei um schwarze Musik. Und das verbindet all diese Stilrichtungen schon von Natur aus. „Aus seiner Liebe zu seinem Reggae-Idol macht Gil dementsprechend kein Hehl: Geschätzte 80 Prozent des knapp zweistündigen Konzerts bestehen aus Imitaten, manche davon zwar aus dem Englischen ins Portugiesische übersetzt, doch musikalisch beinahe stoisch am Original klebend. Und genau darin besteht das Problem – auf Dauer ist der montone Rhythmus der Songs eher einlullend als euphorisierend.

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