God Is Love, Love Is God


Mit einer zweieinhalbstundigen Hymne an die „new power generation“ eröffnete Prince in Paris seine Europa-Tournee

This is not music, this is a trip“, behauptet Prince, und 14 000 Pariser johlen lautstark Zustimmung. So anmaßend die Selbst-Einschätzung klingen mag, so treffend ist sie auch: Nicht bloß die Übergänge zwischen den Stücken sind noch fließender als auf seinen bisherigen Tourneen, auch des Prinzen Reise durch die verschiedenen Stilformen populärer Musik kennt keinerlei klar auszumachenden „Ländergrenzen“ mehr. Funk, Pop, Schmalz, Soul, Rock und Rap verschmelzen zu einer über zweieinhalbstündigen Hymne an die „new power generation“.

Die Weltpremiere der „Lovesexy-Tour“ wurde im Pariser Bercy-Stadion zelebriert, auf einer runden Bühne in der Hallenmitte. Licht und Lautsprecher hingen unter der Decke, was die Sound-Qualität über das übliche Sporthallen-Niveau hob, aber natürlich bedeutet, daß für die Open Airs der Tournee (Offenbach ist als einziges deutsches Konzert eingeplant) noch eine zweite Bühne mitgeschleppt wird.

Statt der aufwendigen Kulissen vom letzten Mal wehen diesmal weiße Schleier im Hauch der Windmaschinen, werden stilisierte Torbögen aus Stoff aufgezogen, oder Blumen wachsen aus den hocntechnisierten Bühnen-Eingeweiden. Dazu kommt jede Menge Nebel von oben und unten; Percussion, Keyboards, Schlagzeug und eine herzförmige Plattform können hydraulisch angehoben und abgesenkt werden, bei Sheila E.’s Solo dreht sich die Schießbude um die eigene Achse, und um das Ganze herum fährt ein weißer Straßenkreuzer zum standesgemäßen Auftritt und Abgang.

Die Besetzung ist dieselbe wie p RlN ~ auf dem Album, alle neun wuseln E im perfekt geordneten Chaos mit witziund extrem erotischen Einlagen

gen durcheinander, wobei Prince, Sheila und Cat(hy) Glover eindeutig die Show schmeißen und sich in der zweiten Halbzeit nach jedem dritten Song umziehen müssen.

Mehr als 30 stehen auf dem Programm, und von jedem Album seit DIR-TY MIND ist etwas dabei, inklusive der Eröffnungs-Nummer „Erotic City“, die es nur als Single gibt, sowie zwei Stücke vom berühmt-berüchtigten BLACK AL-BUM („Bob George“ und „Superfunkycalifragisexi“).

Wie kein zweiter versteht es Prince, seinen Auftritt als 150%ig durchgestyltes, optisch-akustisches Spektakel zu inszenieren, das trotzdem keine Sekunde lang nach sterilem Show-Perfektionismus aussieht. Einmal hat der Meister zwei statt einer Klaviertaste getroffen, einmal kamen die Lichtwechsel Sekunden bruchteile zu spät, und gegen Ende stimmte die Dramaturgie noch nicht ganz (das Publikum fragte sich zwei Minuten lang, ob jetzt Schluß ist oder nicht) — ansonsten stimmte alles bis aufs i-Tüpfelchen. Frank Zappa hätte seine helle Freude gehabt. James Brown auch.

Das einzige, was im wahrsten Sinne des Wortes danebenging, waren die Versuche des Prinzen, sich nebenbei auch noch als Basketballer zu protmeren.

Den ebenfalls auf der Bühne installierten Korb hat er bei diesem Konzert jedenfalls keinmal getroffen — ganz im Gegensatz zu Cat Glover, die allerdings auch in Ballettschuhen immer noch einen halben Kopf größer ist als Prince mit 12 cm-Stiletto-Absötzen.

Trotz vollem Körpereinsatz der gesamten Band beläßt es der sendungsbewußte Sex-Gnom („Cod is love. Love is God.“J aber auch auf dieser Tournee nicht bei einem Konzert pro Abend: Gegen vier Uhr früh stand er in der Diskothek Les Bains-Douches noch einmal auf der Bühne und spielte bis zum Umfallen.

Wer für Offenbach keine Karte mehr bekommen hat, sollte sich also sofort schlau machen, welche Läden im Raum Frankfurt für frühmorgendliche Auftritte in Frage kommen.