Grace Slick


Und was, zum Teufel, machst Du morgens um 4 Uhr?

Ich lebe allein in einem großen Haus. Da gibt es immer genug Arbeit zu tun. Ich sehe aber auch fern, sortiere die Post, telefoniere mit New York und arbeite an meinen Zeichnungen.

Welche Zeichnungen?

GRACE SLICK Mit frostiger Stimme pries Grace Slick bei Jefferson Airplane LSD und freie Liebe. Heute ober, mit 57, will die Eisheilige der Flower Power-Ära von Musizieren und Moneten nur noch wenig wissen.

Es Ist 8 Uhr morgens. Warum diese unchristliche Zeit für ein Interview?

Ich bin Frühaufsteherin. Um 4 Uhr wache ich auf und mache dann im Laufe des Tages noch ein Nickerchen.

Meistens von Tieren, im Moment aber hauptsächlich von Leuten aus den Sechzigern – Jimi Hendrix, Janis Joplin. Ich arbeite nämlich an einem Buch,

Was darf man erwarten?

Eine Autobiographie.

Und der Titel?

Der Verlag will das Buch ‚Go Ask Alice“ nennen. Aber ich würde es lieber ‚Hash‘ nennen. Das ist ein schönes, hartes, kurzes Wort mit viele Bedeutungen, Haschisch etwa oder Gehacktes.

(lange nicht gesehen) Wir sind immer noch gute Freunde. Den besten Kontakt habe ich zu Paul Kantner und Skip Johnson, also zu meinem Ex-Mann und zu unserem einstigen Lichtdesigner.

Steht ab und zu auch eine Reunion zur Debatte?

Kein Interesse. Eine Reunion würde bedeuten zu touren, Tage auf Flughäfen und in Hotels zu verbringen und alte Songs zu spielen – langweilig.

Aber die Band könnte eine Menge Geld machen.

Mag sein. Nur, Geld ist keine Motivation für mich. Nicht, daß ich im Geld ersticke, aber ich habe genug – ein Haus in Malibu und einen Pick Machst Du noch Musik?

Kaum, und ich singe gar nicht mehr.

Hast Du denn wenigstens noch Kontakt zu den früheren Bandkollegen?

Jefferson Airplane ’67 (v.l.): jorma Kaukonen, Marty Baiin, Grace Slick, lack Casady, Paul Kantner & Spencer Dryden Up-Truck. Das reicht. Ich brauche keine Juwelen, keine Pelze, kein Kokain.

Apropos Kokain: Nimmst Du noch Drogen?

Zur Zeit sind Zigaretten meine einzige Droge. Aber wer weiß: Vielleicht bin ich in zehn Jahren ein kompletter Junkie, der durch die Gosse irrt.

Wie steht es um Deine Gesundheit?

Ich bin ziemlich gut in Schuß. Allerdings leide ich seit neun Monaten an einer seltsamen Krankheit, die ich Exploding Feet nenne. Jedesmal, wenn es über zwanzig Grad warm ist, habe ich das Gefühl, meine Füße würden im nächsten Moment explodieren. Man kann nichts dagegen machen, außer Sandalen tragen.

Was bereust Du mit Blick auf Deine Karriere?

Ich hätte gern etwas mehr von manchen Dingen mitbekommen. Ich weiß noch, wie unser Drummer mal ganz aufgeregt ins Hotel gerannt kam und schrie: „Wir sind Nr. 1 in den Billboard Charts!“ Ich dachte, der redet über sein Baseball-Team, weil ich das ‚Billboard-Magazin‘ nicht kannte. Ich wollte eben nur Spaß haben.

Welche Träume möchtest Du Dir noch erfüllen?

Viele. Mein Buch verfilmen etwa, mit meiner Tochter China als Grace Slick. Dann viel reisen. Mit dem Orientexpress nach Venedig zum Beispiel. Nur nicht in die Wüste – dort würden meine Füße am Ende wirklich explodieren.