Graham Parker


Nice big crowd“ witzelt der 41jährige Graham Parker, nachdem er die ersten drei Stücke im gut besuchten Kölner Club gebracht hat. Parker ist solo: ein Mann, ein Mikrofon und eine unverwechselbare Stimme. Genug Songs, um drei Stunden über die Runden zu kommen, hat er allemal im Koffer. „Vor einer Band herumzuhüpfen und Rock ’n‘ Roll-Faxen zu machen“, das dünke ihn, so meinte er kürzlich in einem Interview, mittlerweile ein wenig kindisch. Deshalb also der Solo-Auftritt. Doch Parker weiß auch um die Nachteile dieses Konzepts: Zwischendurch erinnerte er ironisch daran, daß in längst vergangenen Folk-Zeiten die Barden in Kaffeehäusern so wie er jetzt aufzutreten pflegten.

Doch in diesem Club kann Parker getrost auf seine Begleitmannschaft verzichten. Und so singt er beseelt von jenem beschwörenden Zorn, den er an seinem Vorbild Bob Dylan verehrt. Und er schlägt die Brücke zwischen der Wut der frühen Stones und den Gefühlen der Soul-Ära, zwischen der Auflehnung der Punk-Generation und dem kritischen Blick der Songwriter. Dabei läßt er seine Lieblingssones gut plaziert zwischen eigenen Titeln ins Programm einfließen: „Substitute“ von The Who. „Sittin‘ On A Fence“ von den Stones oder „Sweel Sixteen“ von Billy Idol.

Das Publikum verliert bei all dem nie die Konzentration, obwohl der Mann mit der dunklen Tropfenbrille keine Show veranstaltet. Er wechselt lediglich zwischen akustischer und halbakustischer Gitarre und bläst gelegentlich auf der Mundharmonika. Es wirkt, als hätte er einige Freunde ins Wohnzimmer eingeladen, um ohne jenen falschen Eifer, der auch die letzte Seele noch bekehren will, zu musizieren. Seine Qualitäten als Sänger sind dabei unumstritten: Er phrasiert perfekt und tiefschwarz und kommt ohne Manierismen aus — kaum zu glauben, daß aus so einem schmächtigen, drahtigen Resonanzkörper solch deftige Töne kommen können. Im hellblauen Hemd, mit Jeans und Lederwams schöpft er aus einem riesigen Songfundus von gut 20 Alben, eine Mischung aus alt und neu, bekannt und unbekannt.

Zweimal klatschen ihn die Kölner auf die Bühne zurück. Graham Parker hat ihnen gezeigt, daß man nicht mit dem Arsch wackeln muß, um Rock n‘ Roll zu machen.