Grammys-Chef über Marilyn Manson: „Wir schauen nicht auf das Strafregister“
Bezüglich der Preisverleihung würden jedoch Vorkehrungen getroffen: „Was wir kontrollieren werden, sind unsere Bühnen, unsere Shows, unsere roten Teppiche.“
Wie am Dienstag (23. November) bekannt wurde, ist Marilyn Manson für seine Tätigkeit als Komponist auf Kanye Wests Album DONDA für einen Grammy nominiert. Die jüngste Studioplatte von „Ye“ ist in der engeren Auswahl für das Album des Jahres gelistet.
Nun hat der Chef der Grammys Harvey Mason Jr. im Interview mit der Medien-Nachrichtenseite „The Wrap“ auf die Nominierung des „Schockrockers“ reagiert, nachdem es im Netz Proteste gab, weil Manson aktuell von vielen Frauen beschuldigt wird, sie sexuell missbraucht zu haben. Der CEO der Recording Academy erklärte, dass die Grammys nur die Musik, nicht die Menschen hinter der Musik zur Beurteilung heranziehen.
Einzig die Legalität innerhalb der Statuten wird berücksichtigt
Mutmaßliche moralische oder gar justiziable Verfehlungen würden zumindest beim Einreichungsverfahren keine Rolle spielen, holt der 53-Jährige aus: „Wir schauen nicht auf die Vergangenheit der Leute, wir schauen nicht auf ihr Strafregister, wir schauen auf nichts anderes als auf die Legalität innerhalb unserer Regeln, ob diese Aufnahme für dieses Werk aufgrund des Datums und anderer Kriterien geeignet ist“, fügte er hinzu. „Wenn dies der Fall ist, können sie sich anmelden“, so Mason.
„Was wir kontrollieren werden, sind unsere Bühnen, unsere Shows“
Mason Jr. ergänzt jedoch, dass zumindest bezüglich der Preisverleihung am 31. Januar 2022 Vorkehrungen getroffen werden: „Was wir kontrollieren werden, sind unsere Bühnen, unsere Shows, unsere Veranstaltungen, unsere roten Teppiche. Wir werden uns jeden ansehen, der darum bittet, dabei zu sein, und dann werden wir unsere Entscheidungen treffen. Aber wir werden niemanden daran hindern, seine Arbeit einzureichen, über die dann unsere Wähler entscheiden können.“
Einschlägige Reformen nach Kritik an Grammy Awards
Ferner geht Mason auf die im vergangenen Jahr aufgekommene Kritik hinsichtlich unzureichender Transparenz und mangelnder Diversität ein. So wurde bei bestimmten Kategorien die Anzahl der Finalisten erhöht. „Dadurch machen wir Platz für mehr Musik, mehr Künstler, mehr Genres und beziehen noch mehr als bislang mit ein“. Außerdem wurden die Überprüfungskommissionen abgeschafft. Ihnen wurde zum Vorwurf gemacht, bestimmte Künstler*innen bevorteilt zu haben. Dadurch entscheiden zum ersten Mal seit 30 Jahren einzig die zur Abstimmung berechtigen Mitglieder über die Nominierungen.
Die Anschuldigungen reichen von sexueller Nötigung bis hin zu Menschenhandel
Marilyn Manson sieht sich derzeit mit vier Klagen wegen sexueller Nötigung konfrontiert, nachdem seine ehemalige Partnerin Evan Rachel Wood und andere Frauen im Februar öffentlich Anschuldigungen gegen ihn erhoben hatten. Im April verklagte die „Game of Thrones“-Darstellerin Esme Bianco den Musiker wegen sexueller Nötigung, körperlicher Misshandlung und Menschenhandel – Monate, nachdem sie ihre Behauptungen öffentlich gemacht hatte. Im Mai verklagte Mansons ehemalige Assistentin Ashley Walters den Sänger wegen sexueller Nötigung, Körperverletzung und Belästigung. Die jüngste Klage wurde von dem Model Ashley Morgan Smithline eingereicht, die Manson unter anderem wegen sexueller Nötigung, sexueller Gewalt und unrechtmäßiger Inhaftierung verklagt.
Manson bestreitet sämtliche Vorwürfe und pocht auf außergerichtliche Einigung
Zwar hat Manson in der Vergangenheit alle Anschuldigungen bestritten und behauptet, dass seine Anklägerinnen „zynisch und unehrlich versuchen, die #MeToo-Bewegung zu Geld zu machen und auszunutzen“, indem sie einen „koordinierten Angriff starten“.
Vergangene Woche gab ein Anwalt des 52-Jährigen jedoch bekannt, der Sänger sei offen für Vergleichsgespräche mit einer nicht genannten Ex-Freundin. Sie behauptet, er habe sie 2011 vergewaltigt. Bei einer Gerichtsanhörung am 19. November sagte der Verteidiger Stephen D. Rothschild, dass der Rockstar offen für Gespräche mit der anonymen Ex-Partnerin sei. Er sagte auch, dass „eine Mediation“ für andere Ankläger „in Aussicht“ sein könnte.
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