Grateful Dead


Die ersten Konzerte von Jerry Garcia & Co. nach dem 20jährigen Jubiläum der Band Anfang Juni waren – natürlich – innerhalb von wenigen Stunden restlos ausverkauft. Ungezählte „Deadheads“ sind ohne Eintrittskarte in die Bucht von San Francisco gekommen und hoffen vor der Arena auf ein Ticket-Wunder. Die bedingungslose Treue der Dead-Fangemeinde – mancher gibt buchstäblich Job und Wohnung auf, um der Gruppe auf deren Tourneen durch die USA nachzureisen – ist mittlerweile ebenso Legende geworden, wie der „Sommer der Liebe“ von Haight-Ashbury mit seinen kostenlosen Open Air-Jams.

Und den US-Medien, die sich aus Anlaß des Jubiläums über die Dead hermachen wie über ein sechsköpfiges Kalb, fällt zunächst einmal auf, daß das batikbunte Volk der Deadheads doch tatsächlich genauso aussieht wie damals, 1968, die Hippies. Nur, daß es sich in vielen Fällen jetzt halt um deren Kinder handelt…

Auf der Bühne stehen allerdings an diesem Wochenende immer noch die „echten“ Grateful Dead. Und die gehen an den drei Tagen mit insgesamt 54 Songs auf eine rund achtstündige Reise durch ihre inzwischen 20jährige Geschichte. Mit Anstand löst dabei Bob Weir die undankbare Aufgabe, bei den frühen R’n’B-Nummern wie „Turn On Your Lovelight“ oder „Smokestack Lightning“ den Gesangspart des 1973 verstorbenen, unvergessenen Ron „Pig-Pen“ McKeman zu übernehmen. Doch es gibt auch eine Reihe von bislang unveröffentlichten Songs, Garcias hymnisches „Touch Of Gray“ etwa, oder „Throwing Stones“, Weirs Warnung vor der atomaren Apokalypse – Titel, die erwarten lassen, daß die nächste Dead-LP – wenn sie je erscheint – zu den besten der Band gehören wird.

Die größte Begeisterung löst bei den Deadheads in (und vor) der Arena allerdings die erstmals seit 1971 wieder gespielte komplette Version von „That’s It For The Other One“ aus, wie sie während der LSD-durchtränkten Phase der Band für das Album ANTHEM OF THE SUN eingespielt wurde. Und schließlich sind da Garcias elektronisch verfremdete „Space“-Soli, mit denen er immer neue Räume auftut; gibt es die ausgedehnten kollektiven Improvisationen, bei denen die sechs Musiker, ihr Publikum und die ganze Arena in einen Zustand der Schwerelosigkeit zu geraten scheinen.

Spätestens da zeigt sich, daß die Dead noch nichts von ihrem Feuer verloren haben. „Solange Ihr weiter kommt, werden wir für Euch spielen“, steht auf den bunten Handzetteln, die am Ende die Runde machen. Wer im Greek Theater dabei war, wird die Gruppe beim Wort nehmen, soviel ist sicher.