Grete Minde Der Wald ist voller Wölfe


Regie und Drehbuch: Heide Genee‘ Darsteller: Katarina Jakob, Siemen Rühaak, Hannelore Eisner, Tilo Prückner

Grete Minde, die aus der zweiten Ehe des reichen Kaufmanns Minde mit einer Spanierin, einer Katholikin, entstammt, wächst in einer Kleinstadt im Hause ihres Vaters, aber unter der strengen Aufsicht ihrer Tante Trud und ihres Halbbruders Gerd auf. Beide behandeln die lebenslustige, unbekümmerte Grete Minde als einen Bastard, der aus der „Brut der Zigeunerin“ entstammt und damit in Truds Augen das Böse in sich trägt, zumal die Lehre Luthers die Moral der Gemeinde bestimmt.

Als der schwerkranke Vater stirbt, hält Grete nichts mehr zu Hause. Sie brennt mit dem Nachbarjungen Valtin, einem unbedarften, manchmal etwas ängstlichen Burschen durch, in der naiven Hoffnung, es mit Gott und der Welt aufnehmen zu können. Nach vielen Schwierigkeiten – Grete bekommt ein Kind — schließen sie sich einer fahrenden Puppenspielergruppe an. Valtin, dem dieses Leben widerstrebt, wird schwerkrank und nimmt Grete auf dem Sterbebett das Versprechen ab, mit dem Kind nach Hause zurückzukehren. Ohne Reumut bittet sie um den ihr zustehenden Platz im Haus ihres Vaters. Als ihr dieser ebenso wie ihr Erbrecht von ihrem Bruder verweigert wird, versucht Grete ein letztes Mal vor dem Rat der Stadt ihr Recht zu bekommen. Gerd, gesellschaftlich avenciert, kann den Rat mit einer plumpen Lüge täuschen. Daraufhin zündet Grete in einem Amoklauf die Stadt an. Ihr Kind auf dem Arm, den Sohn ihres Bruders hinter sich her zerrend besteigt sie den Kirchturm und kommt mit den beiden Kindern in den Flammen um.

Grete Minde, der erste Film von Heide Genee, entstand nach einer Novelle von Theodor Fontane. Heide Genee schrieb das Drehbuch, führte Regie und ist auch für den Schnitt verantwortlich. Über ihre Titelheldin sagt sie: „Grete Minde ist eine sehr zwiespältige Person, eine die mein Verstand ablehnt, aber mein Gefühl liebt.“ Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb erzählt sie dem Zuschauer nur eine Geschichte,wertfrei und mit vielen wichtigen, kleinen Details. Die Faszination dieses Filmes hegt in der Darstellung der Grete Minde. Katarina Jakob, dunkelhaarig und mit „brennenden Augen“, ist bereits rein äußerlich die Idealbesetzung; abgesehen davon lebt ihre Darstellung durch leise Töne und präzise, kontrollierte Ausbrüche, in denen sie den Zuschauer den Abgrund nur ahnen läßt, der sich dahinter verbirgt. Die präzise Kameraführung von Jürgen Jürges zeigt neben dem eigentlichen Geschehen dem Betrachter einen Bilderbogen aus dem damaligen Zeitgeschehen. Dieser Film hat nicht umsonst den Bundesfilmpreis 1977 bekommen.