Guitar Hero


Wird die Playstation jetzt zum Brutkasten für künftige Saitenhelden?

Was waren das noch für Zeiten, in denen man aufderTanzfläche der Dorfdisco zum amtlichen Rockbreit die eigenen musikalischen Kenntnisse pantomimisch zum Besten gab. Schwitzend und wild gestikulierend machte man den Freunden den Gitarrengott – und blamierte sich zuweilen auch unmerklich vor jenen, die an der Bar standen und tatsachlich Fachwissen austauschten. Aber schön war’s schon.

Heute sieht man Pantomimen bestenfalls noch in der Fußgangerzone, und Gitarre spielen die auch nicht mehr. Die Symphonien der Zerstörung sind in die eigenen vier Wände oder gar auf die iPod-Kopfhörer verbannt worden. Selbst die gute alte Kutte hat so mancher Hard-j rockfan nur noch aus Nostalgieg-1 runden neben der abgeschnittenen Mähne im Schrank hängen, i um einen wehmütigen Blick darauf zu werfen, bevor e sich in den Arbeitsanzug wirft und seinen lob ah Versicherungsmakler, Banker oder Physiklehrerantritt. Wenn man dann abends mit Leuten aus Jugendtagen beim Bier sitzt, schwelgt man im Gedankenfundus vergangener Konzerte und Discobesuche und erinnert sich so nur selbst daran, wie armselig die Freizeit doch geworden ist. Und die Luftgitarre bleibt unter Verschluß, als sei sie eine ehemalige Jugendliebe, die heute nicht nur fett und häßlich, sondern auch mit dem Erzfeind verheiratet ist. Es ist erschreckend.

Wie gut, daß man die alten Tage nun auf zeitgemäße Art aufleben lassen kann. GU1-TAR HERO (Capcom, PS2) bietet alles, was das olle Rockerherz begehrt. Und es könnte darüber hinaus auch noch die Jugendlichen zum Instrument führen, die sich aufgrund von akuter Nerdyness noch nicht von den Libertines oder den ArcticMonkeyszum Selberspielen haben inspirieren lassen und sogar gegen Art Bruts Aufruf zur Bandgründung resistent waren. Das Spiel kommt mit einem schwer transportablen aber durchaus gut in der Hand liegenden Gitarren-Controller. Wesentlich leichter und kleiner als die Mutter aus dem echten Leben und ohne Saiten, versteht sich. Die komplizierte Akkord-Technik bleibt auch erst einmal außen vor. Doch auch mit ein paar Knöpfen und einer Schrammelfläche muss man erst einmal lernen, rockermäßig umzugehen, bis man die vorgegebenen Songs (von „Smoke On The Water“ bis „Symphony Of Destruction“ bleiben kaum Wünsche offen) beherrscht. Und wenn man sie erst einmal durchgespielt hat, ist man beinahe beleidigt – bis man die verschiedenen Schwierigkeitsgrade ernst nimmt, denn die schwierige Stufe ist beinahe unschaffbar. Improvisationstalent ist freilich nicht gefragt. Doch im echten Leben wird im Unterricht ja auch nicht gleich komponiert. Vielleicht können sich die jungen Bands bald warm anziehen, denn die Konsolengeneration steht schon in den Startlöchern.