Gun-Label: Harte deutsche Dröhnung
Der Zeitpunkt war wohl gewählt: Die Musikwelt spricht von der Reinkarnation des Rock „n“ Roll, von Seattle-Sound und lukrativer Lärmerzeugung. Was liegt da näher als auch mal vor der eigenen Haustür nach ungeschliffenen Perlen zu kehren? Boggi Kopec und Wolfgang Funk nutzen die Gunst der Stunde: Mit dem geschärften Talentblick des renommierten Manager der deutschen Härtefraktion von Kreator bis Risk und des Rockspezialisten der Industrie als Startkapital gründeten die beiden ihr eigenes Label dröhnender Heimatmusik. GUN a.k.a. Great Unlimited Noises macht seinem Namen gerechtes Firmenprogramm: „Vielfalt statt Einfalt. Wir wollen uns nicht in eine Richtung festlegen, Hauptsache es knallt gut. “ Entsprechend breit ist die Palette des deutschen Nachwuchses, mit der GUN die Geburtsstunde feiert. Ex-Ostberliner Depressive Age. vor dem Mauerfall den Genossen schon ein Stachel im musikalischen Weltbild, geben ihr Einheitsdebut „First Depression“ in härtester Trash-Gangart. Aus der Düsseldorfer WG-Spielwiese der Monkeys With Tools erwuchs mit „Sure“ der ungezwungene Kreuzweg zwischen Hip Hop, Punk. Funk. Metal und Hardcore und Sun durfte schon im Vorprogramm von Pearl Jam überzeugend beweisen, daß Seventies-inspirierter Rock mit Mut zum Gefühl nicht nur aus amerikanischen Unterleibern kommt. Der große Bruder dient dennoch als Vorbild, zumindest in geschäftlicher Hinsicht. Damit die drei hoffnungsvollen Aspiranten nicht im Sumpf schlechter Vertriebswege steckenbleiben, nutzt GUN die breiten Zubringerstraßen der BMG Ariola. Funk: „Wir sind sowas wie die Pufferzone zwischen Indie und Major. Wir sind Ansprechpartner fiir die Bunds, die sich dadurch nicht in einem Riesenapparat zurechtfinden müssen. Auf der anderen Seite bringen wir der Industrie Musik naher, die fiir sie nicht so zugänglich ist, aber dennoch fiir gute Umsätze sorgt. In Amerika fimktioniert sowas schon lange, bestes Beispiel dafiir ist Geffen. “ Fehlt nur noch das deutsche Nirvana.