Totgesagte leben länger. Am längsten leben allerdings die aufrechten Rock’n’Roller unter den Totgesagten: Guns N‘ Roses, die letzten Monat noch von heftigen Auflösungsgerüchten umwehte Hardrock-Band aus Los Angeles, ist lebendiger denn je. Sänger Axl Rose, Gitarrist Slash und Bassist Duff McKagan schreiben unabhängig voneinander neue Songs für die Band, und wollen noch im Januar mit den Aufnahmen für ein neues Gunners-Album beginnen.
Das behauptet einer, der es eigentlich ganz genau wissen müßte: Guns N‘ Roses-Manager Doug Goldstein. Das neue Gunners-Album soll im Herbst erscheinen, weiß Goldstein zu berichten. Und wie sieht’s mit einer Tournee aus? In Erwartung einer Welttournee von Axl und Kollegen reiben sich in den Vereinigten Staaten schon die großen Konzert-Promoter die Hände und verteilen gleich mal das Fell, bevor der Hase überhaupt geschossen ist. Doug Goldstein aber will (noch) nichts von einer Gunners-Welttour wissen. „Eine Tournee ist nicht geplant. Ob die Band überhaupt „on the road‘ gehen wird, hängt in erster Linie davon ab, wie sich das Album verkaufen wird. Und das können wir heute, wo die Jungs gerade mal dabei sind, die ersten Songs aufzunehmen, beim besten Willen noch nicht sagen.“ Goldstein schließt aber zumindest die Möglichkeit nicht aus, daß die Band — wie sie es bereits 1991 gemacht hat — im Spätsommer in den USA mit einer kleinen Club-Tour startet und sich später dafür entscheidet, ob sie in größeren Hallen spielen wird oder nicht. Aber das ist noch Zukunftsmusik und — wie überhaupt alles, was über Guns N‘ Roses gesagt wird — mit allergrößter Vorsicht zu genießen ist. Das zeigt allein ein Blick in die Vergangenheit der Band: die ist nicht eben arm an verschobenen Veröffentlichungsterminen, abgesagten Tourneen und Gerüchten über die immer wieder mal bevorstehende Auflösung.
Dennoch ist Manager Goldstein zuversichtlich, daß die Band in ihrer derzeitigen Verfassung durchaus in der Lage ist, ihre frühere Bedeutung in der Welt des ehrlichen, handgemachten Rock’n’Roll zurückzuerobern. „Die Jungs sind absolut ‚clean‘ und in blendender Verfassung“, berichtet Goldstein, und will damit die Horrormeldungen über Alkohol-, Drogen- und sonstige Exzesse vom Tisch wischen. „Ich arbeite schon eine ganze Weile mit Guns N‘ Roses zusammen und ich muß sagen: die Jungs sehen alle besser aus als jemals zuvor. Und ich habe ihnen gesagt: Okay Jungs, jetzt ist genau die richtige Zeit, um es der Welt nochmal zu zeigen.“
Ob allerdings die Welt nach drei Jahren Abstinenz darauf wartet, wieder einmal von Guns N‘ Roses beglückt zu werden, ist mehr als fraglich. Wer so lange Zeit weg vom Fenster war, muß sich nicht wundern, wenn schließlich kein Hahn mehr nach ihm kräht.
