H. Grönemeyer


Es ist noch gar nicht so lange her (genau ein Jahr, um genau zu sein), da gastierte Herbert Grönemeyer mit seiner Band vor halbleeren Sälen. Mit dem Erfolg seiner LP 4630 BOCHUM jnd dem Überraschungs-Hit „Männer“ avancierte der lange als „singender Schauspieler“ belächelte Einzelgänger nun endgültig zum Star. Das unerschütterliche Vertrauen in die eigenen musikalischen Fähigkeiten Uch bin halt kein Typ für jeden n hat sich allen Unkenrufen zum Trotz also doch durchgesetzt.

Wer solange auf den Erfolg wartet wie Herbert Grönemeyer, den scheint die aus heiterem Himmel kommende Genugtuung auf dem bisherigen Höhepunkt seiner Karriere noch weiter zu beflügeln. An zwei Abenden bot Herbert (Fans nennen ihn „Herbie‘) mit seiner exzellent eingespielten Backing-Band eine mitreißende Kostprobe seiner Bühnen-Qualitäten. Nicht in der reflektierten Rolle als Schauspieler, sondern in der gelebten Rolle des Musikers, der Herz und Bauch auf Touren bringt. Für den Wahl-Kölner war es ein grandioses Heimspiel.

Unbeschreiblicher Jubel bricht aus, als Grönemeyer zu den Anfangstakten von „Bochum“ aus dem anscheinend auch hier nicht vermeidbaren Trockeneis-Nebel in den Lichtkegel schlendert. Und nicht viele können es sich heute leisten, gleich nach dem Opener mit dem einzigen großen Hit im Repertoire das Stimmungsbarometer sofort in die Höhe zu treiben, ohne Angst vor einem möglichen Einbruch danach haben zu müssen!

Nahtlos reihen sich die Songs der letzten vier Alben aneinander; und ob Grönemeyer nun wie der Teufel rockt („Total Egal“) oder emotionale Balladen aus seinem Inneren nach außen zerrt („Anna“) – hier in Köln reitet er auf der ungebrochenen Sympathie-Welle seiner Fans, die sich mit ihm und seinen Aussagen nahtlos identifizieren.

Ohne Pause schafft sich Herbert zwei Stunden lang schweißgebadet durch sein Programm voll gekonnt arrangierter Rock-Reißer und melancholischer Stimmungsbilder (wunderschön: „Flugzeuge im Bauch“!).

Die Wünsche der Fans füttert er schließlich noch mit der obligatorischen „Currywurst“ – seinem Evergreen, der jetzt wohl doch noch zum verspäteten Hit wird.

120 Minuten Grönemeyer – das Publikum im bis zum Bersten gefüllten Wartesaal wird dieses emotio- , nale Wechselbad wohl nicht so schnell vergessen.