HAVEN‘ T GOT THE BLUES (YET)
Bereits das 2012 veröffentlichte Vorgängerwerk, OLDER THAN MY OLD MAN NOW, das der Musiker selbst als „my death n’decay opus“ bezeichnete, war keine Platte, die man schnell vergisst. Nicht anders verhält es sich mit HAVEN’T GOT THE BLUES (YET), dem 26. Album in der aufwühlenden Karriere von Loudon Wainwright III. Erneut präsentiert der Sänger und Songwriter 14 Songs, die sich mit dem gebotenen Humor und einer beachtlichen Ernsthaftigkeit den ganzen Ups und Downs des Lebens widmen. Überraschend beschwingt legt der Vater des Rufus, der Martha und der Lucy mit dem üppig instrumentierten Titel „Brand New Dance“ los, um dann aber bereits mit der zweiten Nummer, „Spaced“, das Tempo erheblich zu drosseln. Als kongenialer Partner ist auch diesmal wieder David Mansfield mit an Bord, der zuletzt auf dem Album HIGH WIDE &HANDSOME -THE CHARLIE POLE PROJECT (2009) eine tragende Rolle spielte, nicht zu vergessen seine wichtigen Beiträge zu Platten wie HI-STORY (1992), GROWN MAN (1995) und LAST MAN ON EARTH (2001). Als weitere Gäste sind auf HAVEN’T GOT THE BLUES (YET) Tony Tischka (Banjo), Steve Elson (Saxofon), Schlagzeuger Sammy Merendino und Bassist Tim Luntzel zu hören. Kein Wunder, dass Loudon Wainwright III bei dieser Unterstützung über weite Strecken des Albums ungewohnt entspannt klingt, ohne dabei die große thematische Bandbreite seiner Songs auch nur im Ansatz einzuschränken. Auch diesmal streift er wieder alle Problemfelder, die in den USA die gesellschaftlichen Diskussionen bestimmen: von Depressionen und Alkoholsucht bis hin zum leidigen Thema Waffenkontrolle. Und wie er darüber in zurückhaltend instrumentierten Stücken wie „Depression Blues“,“Harmless“ oder „Looking At The Calender“ singt, klingt sehr selten resignierend. Loudon Wainwright III verschließt seine Augen nicht vor der Realität, aber er weigert sich auch mit 68 Jahren standhaft, dadurch seinen wahrlich besonderen Humor zu verlieren. ****