Hazel O’Connor – Darmstadt, Lopo’s Werkstatt
Für mich begann das Konzert eigentlich erst so richtig mit den Zugaben. Hazel O’Connor und ihre Band drehten zum Ausklang des Abends mit hervorragenden Versionen von „Writing On The Wall“ und David Bowie’s „Suffragette City“ erstmals während des Stunden-Programms richtig auf und versöhnten damit zumindest halbwegs für reichlich viel Leerlauf innerhalb des Sets.
Damit erst gar keine Mißverständnisse aufkommen: Ich gestehe jedem Künstler Veränderungen zu. Aber es gibt andere Wege, sich vom (ungeliebten) Punk(klischee) zu lösen, als ihn Hazel wie auch Kollegin ibyah beschreiten.
Die Musik hat inzwischen jegliche Scharfe verloren. Diverse Keyboards haben die Führung übernommen und geben dem Ganzen eine allzu süßlich Geschmacksrichtung. Selten, daß Wesley Magoogan’s Saxophon sich wirklich klanglich aufdrängt, einen echten Kontrast bildet. Ein Großteil des Konzertes wird von im Tempo stark gedrosselten Kompositionen getragen, die es schwierig machen, auch nur ansatzweise mit dem Fuß zu wippen. „Dawn Chorus“ beispielsweise, ein Foxtrott, schlagemah, oder das seichte „Do What You Gotta Do“ verleihen dem ganzen Auftritt fast musicalhafte Züge. Lediglich die Dekoration fehlt. Aufmerksamkeit erregen dagegen Songs wie „D-Day“ mit einem Rest Pogo-Verwandtschaft im Grundrhythmus oder auch „Animal Farm“, mit dem Jahrmarktsstimmung aufkommt.
Als Einheit betrachtet und Hazel’s tänzerische und mimische Ambitionen berücksichtigend, kommt das Ganze einer Revue näher als einem herkömmlichen Rockkonzert. Und man kann sich vorstellen, daß auch das seine Reize haben kann, wenn es erst einmal eine konsequentere Konzeption erfahren hat.