Helge Schneider – Es rappelt im Karton


Wir hatten es ja immer schon geahnt: Helge Schneider ist einer der letzten großen Romantiker in Deutschland. Ein Komiker voller Rührung. Wenn es das Lied vom ‚Meisenmann‘ anstimmt, der mit leeren Händen ins Meisennest zu den krakeelenden Kindern kommt, dann möchte man fast ein paar Kullertränchen vergießen. Auf seiner neuen CD packet Onkel Helge 21 Kabinett- und Kabarett-Stückchen aus, die sein Talent in Cinemascope präsentieren: Als Texter, Sänger, Röhrer, Laller, Nöhler und Witzig-Mann mit dem genial dämlichen Dada-Appeal. Viele der neuen Nummern haben Schneider und sein Orchester ja schon live präsentiert: Wer sie jetzt auf CD wiedererkennt, hat sofort Helges absurd ungelenke Tanzschritte vor Augen und wird spätestens beim ersten Quietschen der Hammond-Orgel mitgrinsen. War die ‚Reis‘-Doppel-CD noch eine gehörige Witznummer, so greifen Helge und Co. diesmal auch gehörig in die Tasten und Saiten. Und dabei entsteht manch fesche Keller-jazz-Nummer, die auch ohne Pointe Spaß macht. Überhaupt: Helges Spaße kommen meist durch die Hintertür gestolpert, ohne Anmeldung, ganz sachte. Schenkelklopfen -Fehlanzeige. Höhepunkte im exotischen Easy-Listening-Melodienstrauß hat’s viele: Das grelle ‚Sex Machine‘-Cover, die Kitsch-Meisterleistung ‚Blaue Lagune‘ und Helges schriller „We gonna fuck tonight“-Kommentar zum todernsten Pianospiel. Vollkommen abgedreht und umwerfend der ‚Klapperstrauß‘, eine Techno-Verarsche im Hammond-House-Dada-Stil: „Piercing, dance to the music, kla-kla-kta-Klapperstrauß.“