Henry Rollins. Der Muskelmann kann ziemlich zynisch sein. Aber auch sehr nett
Henry Rollini (2.v.l.) sitzt auf einem Stuhl inmitten eines blitzeblanken Hotelzimmers, zwischen geblümter Tagesdecke und Mahagoniholztisch. Henry Rollins, ein Punk der alten Schule, ein wütender Rebell. Doch der gestählte 40-Jährige macht einen ruhigen,ausgeglichenen Eindruck, ist höflich und zuvorkommend. Man fragt sich, woher wohl all die Wut kommt, die seit Jahrzehnten verbal und musikalisch eruptiert.
„Ich kann auch ganz anders sein“, grinst Rollins. „Es kommt immer darauf an, wie man mich behandelt. Wenn jemand keinerlei Respekt vor mir zeigt, werde ich böse.“ Nicht nur böse, sondern auch zynisch. Beißender Spott ist das Markenzeichen des Wahl-Kaliforniers. „Nice“, sein aktuelles Album, zeugt erneut vom unnachahmlich gemeinen Humor des Muskelmanns.
Das Cover ziert eine wohl geformte 23-Jährige, deren intime Körperteile nur von Dollarnoten bedeckt sind. Arbeitstier Rollins hatte die Idee für das Artwork, allein die Umsetzung legte er in professionelle Hände. Dennoch ließ er sich die Gelegenheit nicht entgehen, das Model persönlich zu treffen-ohne Hintergedanken: „Ich würde mich nicht mit so jungen Damen einlassen.“ Dazu hätte er auch gar keine Zeit, denn Pausen scheint der ehemalige Black-Flag-Frontmann weder zu kennen noch zu brauchen. Oder doch? „Einmal im Jahr nehme ich mir eine Auszeit. Zwischen Weihnachten und Neujahr arbeitet niemand bei der Plattenfirma, ich kann keine Konzerte spielen oder Songs aufnehmen. Also mache ich Urlaub. Mit Hilfe der Bonusmeilen der Airlines, die ich über die Monate angesammelt habe, kann ich erster Klasse zu jedem Ziel auf der Welt fliegen.“
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