Hercules & Love Affair im Otto Santral, Istanbul


Die Love Affair lässt auf sich warten. Die Leute stehen draußen. Im Otto Santral, einem sanierten Elektrizitätswerk am Ende des Goldenen Horns, wird das sonst oft flexibel interpretierte Rauchverbot penibel beachtet. Doch ist der Club ohnehin etwas zu schick: Gin Tonic 9,50 Euro, piekfeine Klos. Auch die Türken sind schick, kleiden sich nicht anders als in Berlin oder London, doch als es losgeht und Shawn Right auf Türkisch Guten Abend sagt, merkt man doch, wo wir sind: Keine Skepsis, keine Coolness, die Leute schreien ehrlich begeistert, der Beat kommt und augenblicklich verwandelt sich der Laden in einen einzigen brennenden Dancefloor. Und der Beat stoppt selten, die Songs, meist vom zweiten Album Blue Songs, gehen ineinander über, Shawn, Aerea Negrot und die bezaubernde Kim Ann Foxman wechseln sich mit dem Singen ab. Groß die von Letzterer initiierte Massenstampferei als Intro zu „I Can’t Wait“, niemand käme auf die Idee, nicht mitzustampfen, groß „My House“, groß natürlich auch „Blind“, doch ragt es nicht heraus, denn in dieser Nacht, in diesem „House“ mit diesem Publikum ist wirklich alles „in order“. Zum Abschied verspricht Andy Butler unter Jubel ein baldiges Wiedersehen, und man darf ihm glauben: Dieses Konzert war bereits das zweite in Istanbul innerhalb eines Jahres. „It’s a great city, man!“, sagt Butler. Benjamin Weber