Heroes Del Silencio
Nach internen Querelen standen die Heroes Del Silencio kurz vor der Auflösung. Jetzt schwimmen die vier Spanier wieder obenauf.
Manchmal hilft nur noch eine von Menschenhand in Bewegung gesetzte Naturkatastrophe aus der Krise. Deshalb nannte die spanische Band Heroes Del Silencio ihr neues Album ‚Avalancha‘. „Das heißt Lawine“, erklärt Sänger Enrique Bunbury. „Wir hatten das Gefühl, von den Entwicklungen der letzten Monate wie von einer Lawine überrollt zu werden.“ Vor gar nicht allzu langer Zeit war die Band noch kurz davor, sich zu trennen. „Die letzte Tournee hatte uns so unter Druck gesetzt, daß wir uns beinahe gegenseitig zerfleischt hätten“, erklärt Enrique. Die Spannungen hatten die Musiker allerdings dann so aufgerüttelt, daß sie sich zum Neuanfang entschlossen. Letztendlich schöpften sie Kraft aus der Krise. Was dem neuen Album denn auch anzuhören ist. ‚Avalancha‘ klingt straff, hart und klar. Kein Wunder. Zum einen genehmigte sich das Quartett zum Songschreiben vier Monate in Benasque in der Einsamkeit der Pyrenäen und zwei Monate in einem Studio bei London. Mit Produzent Bob Ezrin, der unter anderem schon bei Pink Floyd für den guten Ton sorgte, spielten die Heroes das Album schließlich in L.A. ein. Für die Aufnahmen bezogen die vier Spanier ein paar Wochen lang Quartier in einem Apartment gleich hinter Universal City. Dort, inmitten einer grünen Parkanlage, läßt sich das Leben genießen. Vor allem, wenn man einen Koch dabei hat, der für original spanisches Essen sorgt. „Die paar Wochen in L.A. haben unsere Musik stark beeinflußt“, sagt Joaquin, der Bassist, „unsere neuen Songs
klingen sehr nach amerikanischem Alternative Rock.“ Die Fans werden’s mögen. Überhaupt ist die Beziehung der Heroes Del Silencio zu ihren Anhängern seit dem Debüt-Album von 1987 immer besonders intensiv gewesen. „Wir bekommen oft Besuch zu Hause in Zaragoza. Die meisten Fans reisen aus Deutschland, England und der Schweiz an“, erzählt Drummer Pedro, „sie fragen in unseren Stammkneipen nach uns und freuen sich wie die Schneekönige, wenn mal einer von uns auftaucht.“ Enrique findet das zwar rührend, aber „mich beunruhigt, daß sie viel zu viele Dinge in uns hineininterpretieren. Wir sind doch nur Musiker. Wir können auch keine Lösungen für die Probleme des Lebens bieten. Vielleicht haben wir ja sogar weniger Lösungen parat als andere Menschen, weil wir doch so viel unterwegs sind und kein normales Leben führen können.“