Herz Platten


Die 1 000 Lieblingsalben des Musikexpress. Diesmal von Malte Borgmann

Guns N‘ Roses

Appetite For Destruction

1987

Oh, Los Angeles! Welche andere Stadt ist so verkommen, hohl und lächerlich und doch so voller Magie und Verführung? Und welches Album bringt diese Widersprüche besser auf den Punkt als Appetite For Destruction? Axl Rose wälzt sich quiekend im Grind der Avenues und Boulevards, dazu intonieren die Gitarren ein cheesy Jahrhundertriff nach dem anderen. Großes Kino, das die Haut kribbeln lässt wie gutes Speed, ob man will oder nicht.

Aimee Mann

Magnolia: Music From The Motion Picture

1999

Diese Musik ist nicht mehr denkbar ohne die dazugehörigen Kinobilder. P. T. Anderson baute sein Meisterwerk über ein Dutzend zerfallender Existenzen im San Fernando Valley um die zarten, tieftraurigen Stücke Manns herum auf. In einer der vielen irrsinnigen Szenen des Films singt der gesamte A-Listen-Cast zum herzzerreißenden „Wise Up“: „It’s not going to stop / So just give up“. Und das aus dem Mund von Tom Cruise! Aufgeben war selten schöner.

Dr. Dre

2001

1999

Im Vergleich zum Vorgänger oft unterschätzt. Zu überzogen und kalt, zu blockbusternd. Stimmt. Und ist doch völliger Unsinn. Als würde man Chromfelgen vorwerfen, sie funkelten zu hell. Mit welch schlanken, sparsamen Mitteln der Bombast dieses Albums gemacht ist, das ist schlicht atemberaubend und unerreicht. Man denke nur an den winzigen, aber unwiderstehlichen Cello-Auftakt zum Überhit „Still D.R.E.“ Kristallklare Hochglanzperfektion, die süchtig macht.

Queens Of The Stone Age

Songs For The Deaf

2002

Raus aus dem Moloch, ab in die Wüste. Das Hardrock-Album, dem sich selbst größte Verächter des Genres nicht entziehen können. Zu verführerisch sind Melodien und Rhythmen, zu einzigartig der Sound. Trotz maximaler Brachialität und ausufernder Arrangements immer sexy, lasziv, knochentrocken und vor allem: unfassbar cool. Man denkt an Wüstensand in Haartollen und lässige Souveränität noch im tiefsten Meskalin-Rausch.