Hip Kids und Blue Note-Legenden: US 3, Guru und Jamiroquai gemeinsam auf Tour
HAMBURG. Eine heiße, lange Nummer sollte sie werden, diese „Laie Nighr-Triole im Rahmen des Jazzport-Festivals. Heiß? Sicher: Das Kondenswasser floß in Strömen vom Zipfeldach der ausverkauften Zeltsauna, vor deren Eingang Schwarzmarktpreise bis zu DM 150,— (!) notiert wurden. Lang? Gewiß: Als Jamiroquai eine begeisterte Meute mit dem Riff von Chics „Good Times“ langsam heimwärts schickte, dämmerte der Morgen vor den Deichtorhallen am Hauptbahnhof — fehlte bloß noch. daß. gegen Aufpreis versteht sich, ein Frühstücksbuffet mit ganz starkem Kaffee gereicht worden wäre. Und sonst? Naja …
US 3 enttäuschten zum verspäteten Auftakt zur Geisterstunde nicht:
Ihr schmissiger, mit Blue Note-Partikeln durchsetzter Party-Rap brachte die vergnügungwütigen 2500 im Nu auf die Beine. Guru und sein Jazzmatazz-Clan hingegen konnten den hochgeschürten Erwartungen anschließend nur äußerst bedingt gerecht werden. Da mochten sich die Jazz-Legenden Roy Ayers und Donald Byrd, die Old Schooler im New School-Outfit, noch so sehr mühen und engagieren — in der (Bühnen)Praxis fand einfach nicht zusammen, was sich auf dem Papier so schön zusammenschreiben läßt. So kreisten Jazz und Rap eher um- denn miteinander. Und gebaren eine Enttäuschung, die gar zur Farce mutierte, als Ayers und Byrd sich an der Rampe als Party-Animals versuchten.
Der Mann mit der großen Mütze und seine Mitstreiter hatten sodann leichtes Spiel. Originell ist die Musik von Jamiroquai gewiß nicht, wenn die Truppe durch eine Zitatensammlung stampft und hechelt, die sich von ¿
Sly Stone über Stevie Wonder bis James Brown bedient. Und Jamiroquais weitschweifige Revolutions-Rhetorik und die unvermeidlichen Öko-Botschaften überhörte man lieber gleich.
Doch die Band läßt sich vom intellektuellen Überbau nicht irritieren und spielt ihre Lektionen aus dem großen 70’s-Funk-Lehrbuch satt und präzise, mit professionellem Gespür für Lücken und dramatische Zuspitzungen, auch weitgehend ohne die sonst obligatorischen Längen.
Und das reichte für eine anständige Party allemal. Bis der Hamburger Morgen graute. Nur der ganz, ganz starke Kaffee, der fehlte irgendwie, eigentlich schon die ganze Nacht…