Hirnflimmern


von Josef Winkler Puüeralarm in Onkelzhausen!

Über George W. Bush mag man ja in letzter Zeit immer weniger Lachen, aber der hier ist doch ein ziemlicher Bringer: Bei der Aufzeichnug zu der patriotistischen Popgala „An American Celebration“ habe Ehrengast Bush, liest man, dem auftretenden Stevie Wonder freundlich zugewunken. Genau. Jeder macht sich zum Horst, wie es ihm gegeben ist.

Den Böhsen Onkelz ist es zum Beispiel gegeben, sich nach Kräften als die verfolgten Aufrechten zu verkaufen, nur aus dieser Position heraus kann ihr Durchhalte-Rock ja auch funktionieren. Jetzt ist mal wieder Pulleralarm in Onkelzhausen; Da hat sich Stephan Weidner extra seine Haare so trendy rauffrisiert, und trotzdem will MTV seine stumpfen Lieder nicht spielen! Nunmehr sind die Onkelz böse, trommeln ihren Stamm zusammen und sprechen Recht: Vor dem Onkelzgerichtshof gibt es – straight outta Grundschul-Reimkurs .Keine Amnestie für MTV :“.Ich und meine Brüder harn das Kriegsbeil ausgegraben/ Wir können es uns leisten, euch als Feinde zu haben.“ Gut so: Wer nicht unser Bruder sein will, muss ein Kriegsfeind sein. Und sehr genau: Wenn wir es uns nämlich nicht so bequem leisten könnten, MTV zu vergrätzen, wäre schön Ruhe auf den billigen Plätzen. Sühs, die Onkelz. Und dann spielen sie als B-Seite ein Cover von“.Je t’aime“, weil: Humor haben sie ja auch, so einen männlich-herben halt.

Lustige Quasi-Coverversionen machen übrigens ja auch Gomez, und die haben den Bogen richtig raus: Greifen für ihre Single“.Shot Shot“ beherzt Radioheads „The National Anthem“ ab und verhehlern es postwendend für einen Eiskrem-Werbespot. Das ist flott, da kann sich Moby hinter verstecken. Vielleicht sollte Thom Yorke mal ein ernstes Wörtchen in Erwägung ziehen. Für einen hübschen Bärendienst dürfte sich dieser Tage auch Leonard Cohen recht herzlich bedanken – so er je davon erfährt, was ihm erspart bleiben möge: Auf ihrer neuen, ca. vierundsechzigsten Live-Platte spielen BAP Cohens „Famous Blue Raincoat“, natürlich auf Kölsch. „Wennsgut wird, packen was auf’s Live-Album“, verheißt Wotfgang Niedecken in der Ansage. Es scheint gut geworden zu sein, offenbar. Gut ist vielleicht aber auch, dass Leonhard Cohen Buddhist ist.

Ob sie ein Tape mit deutscher Rockmusik dabeihabe für die Party hinterher, fragte die Pro7-Klatschwurst Steven Gätjen auf dem roten Oscars-Teppich die Schauspielerin Sandra Bullock. Entgeisterte Gegenfrage Buüock: Warum sollte ich ein Tape mit deutscher Rockmusik dabeihaben? Ja: Warum?