Hirnflimmern


"Was hier abgeht, ist Wahnsinn" (Detlev Soost)

Ich wurde letztens darüber informiert, dass bei der Gepäckaufbewahrung am Kölner Hauptbahnhof nach dem Prinzip der „Chaotischen Lagerung“ vorgegangen wird. Chaotische Lagerung? Wer hat’s erfunden? Ich doch wohl. Und trotzdem nicht in die 100 Wichtigsten Mittelalten Deutschen gewählt worden. Es sei, wie es ist. Noch etwas anderes fiel mir auf. Viele Frauen laufen dieser Tage herum und haben was auf dem Hintern stehen. Es war in meinem Aufwachsen nicht üblich, dass man sich was auf den Hintern schrieb, und stets war es für uns ein großes Hallo, Fußballberichte aus dem Nachbarland zu sehen, weil die österreichische Liga früh Pionierarbeit in Sachen Trikothosenbodenwerbung leistete. „Bank Austria“ stand dann vielleicht auf Fußballerärschen und sah lustig aus. Lange Zeit schrieb dann so gut wie niemand was auf sein Gesäß. Und nun läuft man durch Innenstädte, und auf allen Frauenhintern steht „Punk Royal“. Ein Freund mit Marktüberblick hat bestätigt, ja, das sei jetzt grad das große Ding. Punk Royal. Hm. Abgesehen davon, dass ich das Konzept von groß auf Klamotten gedruckten Markennamen nie ganz verstanden habe (warum sollte man teuer für ein Kleidungsstück bezahlen und damit dann noch für den doch bereits entlohnten Konzern Werbung laufen? Ist das nicht doof? Das ist doch doof, oder? Man schreibt ja – außer man gehört gewissen Clubs an – auch nicht „VW Golf“ auf die Kühlerhaube seines Autos. Gut, das könnte einen dadaistischen Witz in sich bergen, wenn es sich gar nicht um einen VW Golf handelte, aber sonst? Am besten fand ich in dem Zusammenhang die „Levi’s 501“-T-Shirts (früher), also abgesehen davon will ich, dass Witzsprüche auf die Hintern geschrieben werden, wenn da schon Platz ist. „Ich bin 31, bitte helfen Sie mir über die Straße“ oder „10 Gründe, warum ein Bier besser ist als eine Frau“. Oder „I like the Pope, the Pope smokes dope“, ein Klassiker, der mit muss, wenn der gute, alte T-Shirt-Aufdruck in neue Formate überführt wird. Ich will ein Beinkleid mit so einem „Suckers“-Snickers auf dem Boden. Und beim Metallica-Konzert kauf ich mir eine „St. Anger“-Combat-Hose. Und in Timbuktu „Hard Rock Café Timbuktu“-Unterhosen. Und Levi’s-Jeans mit Werbung für T-Shirts hinten aufm Arsch.

Darf ich diesen letzten Absatz einem Anliegen widmen, das, wie ich finde, auch ein Anliegen der vier Leser dieser Spalte sein sollte? Es ist doch seit längerer Zeit nicht mehr von der Hand zu weisen, dass die „Muppet Show“ wieder gesendet werden muss. Ziel eines hiermit ergehenden Aufrufs soll es also sein, wenn schon sonst nichts weitergeht und nicht mal, sagen wir, Geheimdienstmanipulationen von kriegerischen Großmächten jemanden groß scheren, die Wiederausstrahlung der „Muppet Show“ zu betreiben. Wir, die Unterzeichnenden, fordern die verdammte „Muppet Show“ ein! Wer immer auf den Bändern oder Rechten sitzt oder was immer für schräge Händel hinter dem Bann stecken: Es ist uns W.U.R.S.T.! Die „Muppet Show“ her, sonst streiken wir hier! Spürt die Peitsche unseres Konsumverzichts!