Hirnflimmern


Der Gebührenzahler fragt nach.

Ich habe heute ein paar Anliegen, die keine Sau interessieren. Oder zumindest konnte man den Eindruck gewinnen, dass sie keine Sau interessieren, sonst hätten sie sich ja wohl kaum so ungestört von Um- zu Missständen auswachsen können und wären somit auch nicht zu Anliegen geworden. Aber ist ja auch egal. Jetzt ist mal Randhalten und Ohren auf, weil: Gerade war die Inauguration von Herbert Bush im Fernsehen, und: Spruch brauch ich heute keinen mehr. Weiß Gott nicht.

Folgendes: Es muss jetzt endlich Schluss sein mit ß in Großbuchstabenwörtern. Ein ß in einem Großbuchstabenwort ist falsch. Es ist falsch, falsch, falsch. Und nicht etwa vor allem deshalb, weil man das ß im Großbuchstabenkontext für ein B halten könnte. Das ist völlig unerheblich, zu diesem Argument kommt es gar nicht. Weil es so grundfalsch ist, ein ß in ein Großbuchstabenwort reinzusetzen, dass man gar nicht darüber zu diskutieren braucht, was es eventuell für Nachteile zeitigen könnte, wenn einer herginge und ein Hin ein Großbuchstabenwort setzte. Da steht „DER AUFREIßER DES TAGES“ (oder so ähnlich) auf einem Monitor in der Sarah-Kuttner-Show. Das ist nicht deswegen blöd, weil man da irrtümlich „Aufreiber“ lesen könnte. Es hat da einfach nichts zu suchen, das ß. Genauso gut könnte man nämlich eine Fleischwurst oder ein Bild von einem Häschen statt des Doppel-S in das Wort reinsetzen. Das wäre nicht falscher, jedenfalls nicht viel. Es wäre genau genommen sogar die bessere Wahl, weil man so wenigstens nicht noch irregeführt würde und „Aufreiber“ läse, sondern gleich gar nichts mehr kapiert, und damit ist man im Zweifelsfall immer auf der sicheren Seite. Ich weiß nicht. Ich will jetzt hier auch keine Staatsaffäre draus machen. Einigen wir uns doch einfach, ein für alle mal: SCHLUSS mit dem ß in Großbuchstabenwörtern. Nicht SCHLUß.

Zum anderen – ja, ich weiß: Sie klauen dieses Magazin, um was über Pop zu lesen; gleich – zum anderen geht mir sehr auf den Zeiger: Warum kann man mit keinem handelsüblichen Wasserkocher pritschelfrei gießen? Komischerweise geht es bei meinem mit kaltem Wasser gut. Aber mit heißem – und Tatsache ist doch: Man gießt praktisch ausnahmslos heißes Wasser aus einem Wasserkocher – pritschelt er zwangsläufig. Ich glaube, heißes Wasser hat andere Fließeigenschaften als kaltes, aber niemand scheint da Testreihen mit heißem Wasser zu machen. Die nehmen immer nur kaltes beim Designen. Und da frage ich mich doch: Wofür zahl‘ ich dann eigentlich meine Gebühren?

So, ich danke Ihnen für ihre Geduld. Ich weiß das sehr zu schätzen, denn Redefreiheit ist ein hohes Gut und wir werden den ME doch nicht zu einem Außenposten der Tyrannei verkommen Lassen wollen, werden wir? Na? Na also. Weil Sie so verständig waren, gibt’s jetzt noch ein schönes selbstgemachtes Popstar-Gedicht. Es scheint etwas zu holpern im Mittelteil, aber das scheint nur so; man muss einfach beim Lesen ein bisschen einen Groove haben. Ich nenne es:

COCKER

Wenn abends noch zu lauer Stund‘

Der Jarvis Cocker mit sei’m Hund

Die eine oder an’dre

Runde geht,

dann dauert’s oft nicht lange und

Es dreht sich einer rum,

Der ruft: „Das haut mich um!

Jetzt schaut euch das doch an, schnell!

Da geht der Cocker mit sei’m Spaniel!“