Hirnflimmern


Frag den Bubble-ator!

Falls Sie grad nicht durchgekommen sind: Wir haben heute „technische Probleme mit der Telefonanlage“, wie eine Rundmail eben informierte.Ja,technische. Nein, ich weiß auch nicht, was man sonst für Probleme mit einer Telefonanlage haben könnte. Seelische vielleicht, oder psychische. „Bitte entschuldigen Sie die schlechte Verbindungsqualität, wir haben derzeit weltanschauliche Probleme mit unserer Telefonanlage.“

So. Jetzt wäre die Leitung wieder frei. Hat jemand eine Frage? Ah, Albert aus München, der ruft seine gleich über den Schreibtisch. Warum, fragt er, heißen neue Platten von den Toten Hosen immer so, dass man das Gefühl hat, es gebe längst eine Platte dieses Namens von den Toten Hosen-wie eben zum Beispiel in aller stille? Nun. Vielleicht aus dem gleichen Grund, aus dem US-Hypothekenbanken wie Nebenfiguren in Disneyfilmen heißen: um die Leute nicht zu verwirren und ihnen die Angst zu nehmen?

Noch wer? Ich würde zum Beispiel fragen:Tigercity- was soll das für ein Bandname sein? Grad kam die CD an von der Band Tigercity. Tigercity, die 10324. Band mit dem Wort „Tiger“ im Namen! City, das einzige verbliebene Substantiv im Englischen, das noch nicht für Band benamungszwecke mit der Vorsilbe „Tiger“ kombiniert worden war. Was denkt sich eine Band, die sich Tigercity nennt? Klar ist: Wenn man sich eine Spur für Popmusik interessiert-und das dürfte man von einer Popband erwarten-und nicht die letzten sieben Jahre unter einem Stein auf dem Mond gelebt hat, dann könnte man mitbekommen haben, dass in diesen Tagen schon die ein oder andere Band mit „Tiger“ im Namen unterwegs ist. Oder man schaut zum Beispiel mal ins Internet und wird feststellen, dass es tatsächlich bereits 10323 Bands gibt mit einen Namen, der das Wort „Tiger“ mit irgendeinem Substantiv aus dem Englischen kombiniert. Ist es spätestens dann nicht die Pflicht einer Band, zu sagen: „Jungs.sind wir bescheuert, oder was?Wir können uns nicht allen Ernstes Tigercity nennen! Die denken doch, wir haben die letzten sieben Jahre unter einem Stein auf dem Mond gelebt!“ Ich finde: ja. Was kann man von Bands erwarten, die nicht mal genug kreatives Feuer in sich tragen, einen Namen zu finden, den es NICHT schon 10323-mal gibt? Sie sehen: Ich könnte mich da über Gebühr reinsteigern. Apropos. Mix-CDs. Was ist da los? Seit Nick Hornby den Hype vor Zeiten i n die Welt gesetzt hat, wird ein Gewese um die angebliche „Kunstform“ Mixtapes/CDs gemacht, dass es eine Art hat. Und mal abgesehen davon, dass Kreti und Pleti, inklusive mir selbst, seit Jahr und Tag mit zwei Mausklicks und einer Handvoll Rohlingen Myriaden von Mix-CDs raushauen, die kein Mensch je hören wird, ist das längst auch ein Marktsegment. „Back To The Bus“, „Back To Mine“, „Late Night Tales“, „Pop Portrait“… Was geht mit der Schwemme von Compilations mit Lieblingsliedern von Bands? Ich finde ja, Musiker sollen sich selber Songs und Beats und Gitarrenriffs ausdenken und daraus Platten machen – oder halt Ruhe geben. Aber nicht so:“Hey, ich hab für meine Tante ein Mixtape gemacht, das ist ganz geil geworden, das könnt ich doch meiner Plattenfirma zur Veröffentlichung anbieten.“

Und der Busfahrer der Babyshambles zieht die Kassette aus’m Autoradio, „Mensch Jungs, gebt die doch mal Rough Trade!“-„Ey, suuuuuper Idee, was trinkst’n?‘ Oder war das jetzt zu verbiestert? Ich kann’s heute nicht mehr beurteilen, ich habe ein tierisches Problem mit meinem Meerschweinchen.