Hoch und schlank: Die neue Generation von Wolkenkratzern in New York
Eine Stadt wie New York verlangt nach platzsparender, effizienter Architektur. Die Häuser wachsen nicht nur in die Höhe, sondern werden zunehmend schmaler.
Hochhäuser zeichnen sich, wie der Name schon sagt, in erster Linie durch ihre Höhe aus. Ab 150 Metern Höhe gilt ein Gebäude offiziell als Wolkenkratzer. Chicago, nicht etwa New York, ist der Geburtsort der Hochhäuser. Dort wurde 1885 nach Plänen des Bauingenieurs William Le Baron Jenney das „Home Insurance Building“ mit zunächst zehn Stockwerken und einer Höhe von 42 Metern errichtet. Kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts knackte in New York das „Manhattan Life Insurance Building“ bereits die 100-Meter-Marke.
Danach ging es kontinuierlich weiter hoch hinaus – Höhe bedeutete Moderne, Zukunft, Fortschritt und Wohlstand. 2009 wurde in Dubai der Burj Khalifa errichtet und ist mit seinen 828 Metern mit Abstand das höchste Gebäude der Welt. Dahinter kommt der Shanghai Tower, der ganze 196 Metern kleiner ist.
Doch Höhe ist schon lange nicht mehr das wichtigste architektonische Merkmal von Fortschritt. In dicht bebauten Großstädten gilt ein weiteres Attribut als ebenso platzsparend wie die Höhe: die Schlankheit der Gebäude. Was früher noch eine konstruktive Herausforderung war, ist heutzutage allerhöchstens eine Frage der Kosten.
Daher möchte das New Yorker „Skyscraper Museum“ die Wahrnehmung der Stadt-Bewohner nicht nur auf die Höhe, sondern auf weitere herausragende Aspekte von Wolkenkratzern lenken. Das Museum analysiert die Hochhäuser der Stadt zum Beispiel nach Nutzung und listet die zehn höchsten Wohn-Hochhäuser. Häufig sind Hochhäuser nämlich von Mischnutzung geprägt und von Büro- oder Einzelhandelsflächen eingenommen. Ein ebenso interessanter Ansatz ist es, eine Top-Ten-Liste aus den höchsten Gebäuden mit den besten Anlaufstellen für Touristen – Bars, Restaurants, Aussichtsplattformen (z.B. mit Glasboden) – zu erstellen.
Eine Top-Ten-Liste von Mai 2016 listet alle besonders schlanken Bauten auf. Entscheidend dafür ist es, wie sich eine Seitenlänge der Grundfläche des Gebäudes zu seiner Höhe verhält. Auch in diesem Kontext bedeutet das: je waghalsiger, desto besser. Und tatsächlich stehen in New York ganze 18 Wolkenkratzer, die dieses Kriterium laut dem „Skyscraper Museum“ erfüllen.
Spitzenreiter in dieser Kategorie wird der Central Park Tower sein, wenn er denn 2019 fertiggestellt ist. Bei einer Höhe von 478 Metern hat der Wolkenkratzer eine Gesamtfläche von 94.300 Quadratmetern. Der Tower wird 99 Stockwerke haben und bei luftigen 442 Metern befindet sich die letzte bewohnbare Etage.
Platz Zwei nimmt das „111 West 57th Street“-Gebäude ein. Bei der Fertigstellung im Jahr 2018 soll das Gebäude 438 Meter hoch sein und eine Gesamtgeschossfläche von 29.357 Quadratmetern haben. Bei insgesamt 80 Stockwerken ergibt das schätzungweise eine Seitenlänge von gerade einmal 20 Metern, wenn man davon ausgeht, dass der Grundriss perfekt quadratisch gestaltet ist.
Den dritten Platz belegt ein Wolkenkratzer, der tatsächlich auch schon in seiner vollen Größe in New York steht – der „432 Park Avenue“-Tower. Die Bauarbeiten wurden Ende 2015 beendet. Das Gebäude ist 426 Meter hoch – bei einer Gesamtfläche von 65.497 Quadratmetern.
Das komplette Ranking der Hochhäuser New York findet Ihr auf der Homepage des „Skyscraper Museum“.
Wann ein Hochhaus als besonders schmal gilt, bestimmt das Verhältnis aus Höhe des Gebäudes und der Seitenlänge der Grundfläche. „Normale“ Hochhäuser weisen ein Verhältnis von 1:10 bis 1:12 auf. Das Verhältnis des „432 Park Avenue“ liegt bereits bei 1:15 und besonders gewagt ist das „111 West 57th Street“-Gebäude mit 1:23.