Holger Czukay


Der Ex-Can-Bassist aus Köln ist wieder fleißig. Gerade hat Holger Czukay mit seiner letzten LP DER OSTEN IST ROT einen witzigen und musikalisch gewagten Rundumschlag losgelassen, und schon bastelt er wieder an neuen Stücken. Jede Nacht verbringt er im Inner Space Studio bei Köln: „Diesmal mach‘ ich eine Serie von Singles.“ 35-Stunden-Woche? Die kennt er gar nicht. Dafür bekam ME/ Sounds das schnellste Interview überhaupt.

Erste Frage: Holger, warum bist du eigentlich immer so gut gelaunt? Er grinst. „Freundlichkeit ist die größte Unverschämtheit!“

Wie war die Reaktion auf die letzte LP? „Viele gute Kritiken, aber auch viele schlechte. Über die schlechten habe ich mich am meisten gefreut, denn damit verkauft man Platten.“

Das Herz der Leute schlägt für den Verlierer, meinst Du? „Ja, denk‘ doch mal zurück. Die erste Can-Platte, MONSTER MOVIE, wollte damals auch keine Firma haben, bis wir sie in 500 Stück selbst veröffentlichten. Das ist bisher immer so gewesen. Alle waren zunächst mal gegen uns. Wäre ja auch noch schöner, wenn das mal anders wird!!!“

Warum klingt bei dir jedes Stück anders? „Ich bin doch kein Agent des Kremls! Meine Musik soll nicht austauschbar klingen. Darum geht es. Ich kämpfe gegen die Geschmacks-Euthanasie in der Popmusik.“

Und was noch? „Ich unterstütze den Papst in der Frage des Zölibats und bin für die Verschleierung der Frau. Heiraten will ich sowieso erst mit 80.“ (Holger ist 46, hat also noch ein bißchen Zeit.) „Warum ich aus der Kirche ausgetreten bin? Weil mein Wagen nicht mehr durch den TÜV kam!“

Hm . . . Lieblingsessen? „Spinat mit einer Prise Zyankali.“ Dachten wir uns schon.

Äh … Vorbilder? „Konrad Adenauer, W.C. Fields, und Donald Duck. Auch Buddha.“

Grundsatz? „Wenn du weißt, daß etwas so ist, dann ist es so.“ Genau. „Mach’aus wenig viel.“ Ja, Holger.

Und was hörst du im Moment am liebsten? „Die Thompson Twins sind ok. Aber eigentlich höre ich meistens klassische Musik. Beethoven war ein Rocker. Hör’dir mal die Overtüre zu ‚Egmont‘ an.“

Und wenn das mit der neuen Single nicht klappt, was dann? „Ja, also die neue Nummer muß überall ein Top Ten-Hit werden. Da jibt et nix. Und wenn das nicht klappt, kann ich immer noch Leichenbestatter werden, oder ich geh’zur Steuerfahndung, als Rollkommando.“

Die neue Single des passionierten Rollschuhläufers („Nachts um drei, auf der Domplatte!“) rollt jedenfalls schon mit karibischen Rhythmen an und heißt: „Hit Hit-Flop Flop!!!“