Hotlist 2014: Telegram
Drängeln, drücken, schieben: Telegram spielen hypernervösen Rock mit zahllosen Querverweisen.
Die erste Aufnahme: ein Proberaummitschnitt per iPhone. Die zweite Aufnahme: ein Radiokonzert bei der britischen Radiolegende Marc Riley, der von erwähntem Mitschnitt sehr angetan war. Nicht schlecht für eine Band, die sich erst ein dreiviertel Jahr zuvor gründet hatte und von der zwei Mitglieder vorher in einer Tribute-Band namens Proxy Music musizierten.
Ein zarter Hinweis: Tatsächlich schimmern Roxy Music durch bei den bisher bekannten Songs der Londoner. Weiter im Stilmix: Wave-Größen wie Magazine, Krautrock –Gitarrist Matt Wood arbeitete die letzten eineinhalb Jahre im Studio von Faust – und Psychedelic. Man muss aber auch an kontemporäre Kollegen wie The Horrors oder Toy denken. Mit beiden teilen Telegram mittlerweile das Management, Toy-Intimus Dan Carey produzierte „Follow“, die erste Single der Band, zu welcher ein empfehlenswerter Clip gedreht wurde: In schäbigster Home-Video-Auflösung sieht man da die ultralässig frisierten Anfangszwanziger ihre Instrumente abdreschen, dazu ziehen sie Schnuten, als würde es am Drehort grässlich stinken.
Selbstverständlich tragen sie Schwarz. Sänger Matt Saunders ist der Ansicht, Bands dürften keinesfalls so aussehen, als kämen sie direkt aus dem Büro, man solle schon erkennen, dass sie sich für eine andere Sorte Leben entschieden hätten als der Rest der Gesellschaft. Fragt man ihn nach dem Sound der Band, kommt eine etwas mühsam wirkende Geschichte von ellenlangen Zügen, die an einem vorbeirauschen, bis einem auffällt, dass das nur Spielzeugzüge sind. Das Ding ist aber: „Follow“ ist ein starker, druckvoller Rocksong. Und auch die zweite bisher veröffentlichte Nummer kann was: „Under The Night Time“ flirrt leicht ambient durch Midtempo-Landschaften, die Handvoll Live-Mitschnitte bei YouTube bleiben trotz miserabler Audio-Qualität ebenfalls hängen.