Hotlist 2024: Die spannendsten Newcomer:innen des Jahres
Von The Last Dinner Party über Chappell Roan bis hin zu Fat Dog: Von diesen 13 Artists erwarten noch einiges.
Fat Dog: Wuff, wuff, it’s a Dog!
Lange wurde im Untergrund über die fesselnden Live-Shows der Rockband Fat Dog gemunkelt. Inzwischen ist das Geheimnis raus und es steht fest: Die haben Wumms!
Treue Fans sitzen auf dem Trockenen. Leidvoll bekunden sie in den Kommentarspalten des Instagram-Channels der britischen Band Fat Dog ihr Verlangen nach neuer Musik. Sie wollen nicht mehr nur kurze Videoausschnitte von Konzerten hören. Verständlich, denn sie wollen den ganzen Trip, seit die Band im Sommer ihren ersten Song veröffentlichte. Zum damaligen Zeitpunkt füllten sie bereits Szeneschuppen wie das Windmill im heimischen Südlondon. Das Spektakel aus Psych-Rock&Roll und Punk mit Rave-Charakter hatte sich da schon längst rumgsprochen.
Wie so viele Newcomer formten sich Fat Dog unter dem Pandemiemantel und galten seither als Geheimtipp. Mit entspannter Attitüde handhabt das Quintett seine Releases. Sie lassen sich Zeit, ganz entschleunigt und ganz gegenteilig zu ihrer treibenden Live-Energie. Beinah wie ein Statement wirkte deshalb die Ankündigung ihrer UK-Headliner-Tour: Mutig, mit nur einem veröffentlichten Track. Und doch kann das Level an Selbstsicherheit (nach Support-Gigs für Viagra Boys, Shame und Yard Act) nicht überraschen. In den letzten zwei Jahren haben sie schlichtweg der ganzen britischen Undergroundszene den Kopf verdreht. Der UK-Tourstart in der Londoner Scala war prompt ausverkauft.
Fat Dog zu hören ist wie eine Odyssee, langatmig und aufwühlend. In der ereignisreichen, siebenminütigen Debütsingle „King Of The Slugs“ wird Sänger Joe Love zum König der Schnecken gekrönt, schleimige Genossen singen ihm ein Lied und in Vaseline getunkt gleitet sein Körper davon. Bei Fat Dog trifft absurde Abenteuergeschichte auf experimentellen Punk und lässt eine Live-Version eines luziden Traums entstehen. Die Mischung aus Ironie, Selbstinszenierung und Fantasie (sowohl textlich, performativ als auch musikalisch) überzeugte auch Produzent James Ford (Arctic Monkeys, Mumford & Sons, Florence and the Machine) so sehr, dass er ihr kommendes Debütalbum mit produziert, das für 2024 geplant ist. Im Januar erscheint aber erst mal die zweite Single „All The Same“.
Wichtiger ist es, Fat Dog live zu erleben. Das ist wie ein ekstatischer Ritt mit vielen Höhepunkten. Eigentlich wollen sie nur, dass alle gehypt sind, betonten sie neulich augenzwinkernd im Gespräch mit Radio 1. Um diese anschwellende Kraft zu erzeugen, hauen Gitarre und Schlagzeug ordentlich rein. Auf die Spitze treibt es das Saxofon. Fat Dog funktioniert im Superlativ, denn ihr Mantra ist: Grenzen ausreizen. Und das auch optisch, wenn Schlagzeuger Johnny während der Performance beispielsweise eine Tiermaske trägt. Apropos Tier: Beim Googeln immer „Band“ anhängen, sonst bekommt man nur adipöse Hunde zu Gesicht.
Woher: Südlondon
Für Fans von: La Femme, DEADLETTER, Fleshwater, Brutalismus 3000
Anspieltipps: „King Of The Slugs“
Neue Musik: zweite Single im Januar, Album kommt im Sommer
Live: im April im Electric Brixton, London
(Sofia Paule)