Hüpfen wie ein Wahnsinniger


Zehn Jahre lang versteckte er sich hinter seinen Plattentellern. Jetzt hat Adam Freeland eine echte Band

Breakbeat-DJs sind für alles Mögliche bekannt, aber höchst selten sorgt ihr politisches oder soziales Bewusstsein für druckbaren Stoff. Nicht nur in dieser Hinsicht bildet der aus London stammende und mittlerweile nach Brighton umgezogene Adam Freeland eine Ausnahme. Seit 1992 als Profi in der Auflege-Szene unterwegs und mit zwei Mix-Alben zu einem der erfolgreichsten Vertreter des Genres aufgestiegen, wagt er nun den ungewöhnlichen Schritt, sich mit einer richtigen Band zu versuchen – unter dem naheliegenden Namen Freeland. Gerade ist das erste Album now & them erschienen, in das Adam „drei Jahre harte Arbeit“ investiert hat und das diesmal eben nicht nur den Dancefloor in Bewegung bringen soll, sondern auch die Gehirne -Tracks wie „We Want Your Soul“ und „Mind Killer“ sind deutliche Statements gegen Medien-Meinungsterror und Verblödung durch Konsum. „Ja, ich meine das ernst“, sagt Adam, der sich aber im Gespräch nicht unbedingt gerne weiter auf das Thema einlässt: „Mir wäre es lieber, die Leute hören sich die Platte an und treffen eigene Entscheidungen, als sich von mir was erklären zu lassen.“ Immerhin erfahren wirnoch soviel: ,“Mind Killer’hat mit Angst zu tun: es geht darum, sich nicht von der medienbestirnmten Angstkultur infizieren zu lassen.“ Die Einflüsse, die sich aus now & them heraushören lassen, sind vielfältig: „Nowism“ und „Big Wednesday“ leben von erdigen Dub-Roots, anderswo sind Rock-Druck und Punk-Spirit ebenso zu spüren wie Versatzstücke von Electro und HipHop in dem heftig schüttelnden „Heel ‚N‘ Toe“. Und dann gibt es auch noch eine Coverversion von Ben E. Kings „Supernatural Thing“, die mit sanftem Flüstern beginnt, sich dann in einen regelrechten Sturm steigert und insbesondere vom souligen Gesang von Alison David lebt. „Es sind ein paar Club-Tracks drauf‘, sagt Adam nüchtern, „aber im Ganzen ist es kein Club-Album. Ich wollte einfach eine gute Platte machen, die nicht so schnell veraltet.“ Und die sich vor allem auch Hve umsetzen lässt Dafür hat Freeland eine multinationale Band versammelt (die nach einem ersten Auftritt in London seit Mitte Januar auf Australientournee ist), mit Bassist Antonio, Gitarrist Carlos (beide aus Chile) und dem englischen Drummer Jim Carmichael als Fundament und treibendes Herz sowie den Stimmen von Alison David und Martin Frishley und diversen MCs. Er selbst tut musikalisch das, was er gewohnt ist – und ansonsten noch ein bisschen mehr: „Ich bin DJ, fummle mit Sounds rum und hüpfe durch die Gegend wie ein Wahnsinniger. Das wollte ich schon immer mal machen.“