Ian Gillan und Deep Purple treten nochmal an. Bloß Ritchie Blackmore macht nicht mit.


Wer niemals zum Riff von „Smoke On The Water“ die juvenile Mähne schüttelte, war niemals jung. Wem der Gesang von „Child In Time“ nicht irgendwie zu Herzen ging, hatte keines. Keine Frage: Deep Purple gehören zu den großen Klassikern des Rock. Nach zahlreichen Trennungen und Wiedervereinigungen sind 1998 bei Purple wieder fast alle alten Helden am Start: Ian Gillan singt, Jon Lord spielt die Orgel, Ian Paice trommelt, und Roger Glover bearbeitet den Bass. Nur Ritchie Blackmore mochte nicht an Plattenaufnahmen in J Florida teilnehmen. Ein neues Album („Abandon“) wird es trotzdem geben.

Mister Gillan, verfolgen Sie, was Kollegen wie Ozzy Osboume oder Jimmy Page und Robert Mant so treiben?

Ich höre mir ihre Alben an, wenn sie herauskommen. Robert Plant ist enorm talentiert. Ich mag seinen Stil. Aber wir brauchen uns nichts vorzumachen: Die Leute, die du genannt hast, sind inzwischen alle aus der Mode gekommen.

Ist das nicht ihre eigene Schuld?

Es ist die Musikindustrie, die die Moden diktiert. Auf einem Festival wie „Monsters Of Rock“ beispielsweise lassen sich die Bands kaum noch unterscheiden – alles ein einziger Brei. Beinahe so, als würde man jeden Tag das gleiche essen. Und MTV zeigt uns all diese Köche, die immer dasselbe Gericht zubereiten.

Demnach war früher alles besser?

Deep Purple repräsentierten niemals nur einen Stil, sondern waren Teil einer Bewegung, einer Geisteshaltung. So unterschiedliche Acts wie Free, Marc Bolan, David Bowie, Jethro Tull oder Led Zeppelin spielten damals auf einem einzigen Festival. Die Leute sagten,’morgen schaue ich mir Floyd an, nächste Woche Black Sabbath‚. Sie mußten sich auch nicht umziehen, um zu einem bestimmten Art, zu einer bestimmten Bewegung dazugehören zu können. Also: Ich mag die Musik der erwähnten Leute, darf sie aber nicht mögen, weil das nicht cool ist!

Guten alten Rock zu hören?

Oder umgekehrt! Vor längerer Zeit habe ich The Prodigy gesehen. Sie waren einfach fantastisch. Nun schau‘ mich an: Sieht so ein Prodigy-Fan aus?

Bauen Deep Purple, ähnlich wie die Stones, jetzt auch modernere Elemente in ihre Musik ein?

Werden die Chemical Brothers demnächst mit akustischen Gitarren arbeiten? Ich glaube nicht. Wir sind Schuster und bleiben bei unseren Leisten. Ich spiele seit 33 Jahren mit Roger Glover, da stellt sich schon eine gewisse Routine ein.

Wie auch eine gewisse Langeweile?

Quatsch. Du mußt dich als Künstler auf deine Kollegen verlassen können. Es ist wie damals, 1969. Jon bastelt am Chorus, ich sitze daneben, trinke Kaffee und schreibe die Texte. Die Chemie stimmt einfach, und es macht höllischen Spaß. So einfach ist das.

Die Gitarre spielt jetzt Steve Morse. Gibt es Augenblicke, in denen die Band Ritchie Blackmore vermißt?

Ritchie ist ein Kontrollfreak. Er hat die Band nie als künstlerisches Kollektiv gesehen, in dem man sich gegenseitig unterstützt und hilft. Mit Steve ist das anders – er paßt perfekt. Es macht einen Heidenspaß, diesen Ausnahmemusikern beim Jammen zuzuhören.

Deep Purple haben für die kommende Tour bereits große Hallen gebucht …

… und die werden wir auch füllen! Diese improvisierten Gefechte zwischen Gitarre und Keyboard haben noch immer ihren Reiz – weil’s auch fürchterlich in die Hose gehen kann. Es gibt sehr wenige Musiker, die diese Disziplin noch beherrschen.