„Ich habe schlimmes Impostor-Syndrom“: Jack Harlow spricht über Selbstzweifel und White Privilege
„Ich versuche nicht dieses „Hey, ich bin der weiße Junge“-Image zu bedienen. Ich versuche es nicht zu etwas Besonderem zu machen (...) Ich rappe aus meinem Herzen und versuche nicht eine weiße Version der Kunstform abzuliefern.“
Jack Harlow gehört zu den aktuellen HipHop-Shooting-Stars mit internationaler Reichweite. Sein gemeinsamer Song mit dem Weltstar Lil Nas X „Industry Baby“ befindet sich aktuell auf der Nummer 1 der Billboard Top 100. Man könnte also davon ausgehen, dass das Selbstvertrauen des Rappers aus Louisville, Kentucky aktuell durch die Decke schießt. In einem Interview mit der britischen „GQ“ sprach der Musiker nun von seinem Impostor-Syndrom und was dies mit seiner Hautfarbe zu tun hat.
Die Hautfarbe bleibt für Jack Harlow ein Thema im Mainstream-HipHop
Dieses Jahr war Jack Harlow bei den BET Awards 2021 in den Kategorien Best New Artist, Best Male Hip Hop und Best Collaboration nominiert. Da es zugegebenermaßen nicht oft vorkommt, dass weiße Künstler*innen bei der Preisverleihung, deren Abkürzung BET für „Black Entertainment Television“ steht, nominiert werden, kommt es immer wieder zu Kritik, wenn der seltene Fall eintritt. Bei Harlow, der letztlich keinen der Preise gewann, äußerte sich dies vor allem durch schmähende Tweets. Ähnlich erging es übrigens auch Eminem, als dieser im Jahr 2001 für das Musikvideo zu seinem Hit „Stan“ bei den BET Awards nominiert war. Jack Harlow sprach im Interview, das in London stattfand, darüber, dass die Trennung zwischen Schwarz und Weiß im Mainstream-HipHop der USA eine größere Rolle spiele, als in England.
„Es ist interessant, weil es hier eher einen Gegenkultur-Mix zu geben scheint. In Großbritannien sehe ich viel mehr Interracial-Dating. Ich sehe viel mehr weiße Kinder, die mit schwarzen Kindern abhängen. Es scheint hier alles viel normaler zu sein. Die Leute, die HipHop mögen, sind weniger markiert. Ich meine, es ist auch dort (in den USA) Mainstream, aber es ist, als gäbe es dort immer noch so viel Segregation.“
Jack Harlow über das Impostor-Syndrom und Weißes Privileg
Im weiteren Verlauf des Gesprächs sprach Harlow über die Privilegien, die er als weißer Mann in der Musikindustrie genießt. Letztere würden bei ihm, laut eigener Aussage, Selbstzweifel auslösen, die an seinen aktuellen Erfolg gekoppelt seien.
Ich habe schweres Impostor-Syndrom, das mich die ganze Zeit begleitet (…) Du musst damit umgehen und glauben, dass du dort bist, wo du hingehörst. Momente des Selbstzweifels vermischen sich mit Momenten, in denen ich der bin, der ich glaube zu sein. Ich glaube, was für mich immer gut funktioniert hat, ist der Umstand, dass ich in meiner Musik nie thematisiert habe, dass ich weiß bin. Ich versuche nicht dieses „Hey, ich bin der weiße Junge“-Image zu bedienen. Ich versuche es nicht zu etwas Besonderem zu machen (…) Ich rappe aus meinem Herzen und versuche nicht eine weiße Version der Kunstform abzuliefern.
Beim Impostor-Syndrom (auch Hochstapler-Syndrom genannt) handelt es sich um ein psychologisches Phänomen, das bei Betroffenen massive Selbstzweifel bezüglich ihrer Fähigkeiten auslöst und sie gegebenenfalls glauben lässt, ihre Erfolge nicht verdient zu haben.
Der Musiker sprach auch über sein HipHop-Kollektiv Private Garden, das er mit Jugendfreunden gründete, in dem er der einzige weiße Rapper ist. Dieser Umstand sei jedoch nie ein Thema unter den Freunden gewesen. Jack Harlows Debütalbum THATS WHAT THEY ALL SAY erschien am 11. Dezember 2020.