Im Arbeitslager
"8 Mile"-Regisseur Curtis Hanson über die Arbeit mit Eminem
Eminem bezeichnet die Vorbereitungen zu „8 Mile“ unter Ihrer Ägide heute als“boot camp“, als Arbeltslager…
Die Frage war: Kann er als Schauspiel-Newcomer wirklich einen ganzen Film tragen? Die einzige Möglichkeit, das herauszufinden, war, ihn kennen zu lernen. Ich habe in Detroit einige Zeit mit ihm verbracht. Okay, er nannte es „das Arbeitslager für Schauspieler“ und ein „zermürbendes Erlebnis“. Was es wahrscheinlich auch war. Schließlich hat er so etwas noch nie getan, und es war eine große Herausforderung für ihn. Aber er hat große Begeisterung an den Tag gelegt. Genau wie Respekt gegenüber der Geschichte, die wir erzählen wollten. Ich benutze in diesem Zusammenhang gerne ein Attribut, das alle überrascht, die nur seine musikalische Persönlichkeit kennen: „Bescheidenheit“.
Aber schauspielert Eminem nicht schon zeitlebens ? Sein „Slim Shady“-Charakter ist ja nichts anderes als eine Rolle …
Eminem ist ein sehr ausgereifter Performer, keine Frage. Er agiert auf der Bühne, auf Platte und hat diese Persönlichkeit Slim Shady entwickelt, nur dass die das genaue Gegenteil von dem ist, was ich von ihm verlangte. Etwas, hinter dem man sich prima verstecken kann, während der Vortrag, den ich von ihm forderte, beim Publikum das Gefühl auslösen sollte, dass er vollkommen nackt sei, dass seine Gefühle echt sind und man den wahren Menschen erkennt.
Fiel es Eminem leicht, von seinem Slim-Shady-Charakter zurückzutreten und in die Rolle des Jimmy zu schlüpfen, die doch bestimmt mehr als nur getonte Haare verlangte, oder?
Das war ein schwieriger Prozess. Ich habe nicht umsonst eine sechswöchige Probephase anberaumt, um ihn gründlich darauf vorzubereiten. Am letzten Drehtag sagte ich dann zu ihm: „So. Marshall, wie fühlst du dich?“ Und er antwortete: „So etwas mache ich nie wieder!“, und das meinte er auch so. Aber ich schätze, dass er irgendwann doch eine andere Meinung entwickelt. Etwa ; wie eine Frau, die auf die Geburt ihres Kindes zurückblickt.