Im Kino: Punk in London
Seit einigen Wochen zieht ein Punk-Spektakel besonderer Art durch unsere Lichtspieltheater: Wolfgang Buhlt drehte als Abschlußarbeit seiner Ausbildung an der Filmhochschule in München einen Film über „Punk in London.“ Eineinhalb Stunden lang erlebt der Zuschauer, was sich zwischen dem 1. und 14. September 1977 so alles in der britischen Hauptstadt abgespielt hat: die Jam, X Ray Spex mit ihrer bizarren Sängerin Poly Styrene, die Adverts, Chelsea, Jolt, Electric Chair, die Kolljoys aus Birmingham, die Boomtown Rats und Wayne County sowie die Clash in Überlänge. Rodent, der Roadie von den Clash, gibt gelangweilte Sprüche über Konkurrenzpunks von sich, die Stranglers geben sich vor der Kamera deutschfeindlich, und der Bassist der Lurkers sitzt beim Interview zwischen seinen Eltern, während die englische Musiksendung „Top Of The Pops“ über die Mattscheibe flimmert. Der Zuschauer erlebt die kochende Atmosphäre im Marquee und in weniger berühmten, kleineren Clubs, wo sich schwitzende Fans vor der Bühne drängen oder sich beim Pogo wie die Sardinen in die Luft schrauben müssen.
Buhlt verzichtete auf die Kommentierang des Streifens; bedauerlicherweise aber auch auf Äußerungen des Publikums. Er habe es versucht, es sei aber nichts Gescheites dabei herausgekommen, erklärte er. So gibt es Interviews nur mit den Aktiven der Szene und mit Managern und Veranstaltern und nicht zu vergessen mit den Todfeinden der Punks, den Teddy Boys. Dabei entstanden übrigens einige der originellsten Szenen des Film.
Der Informationswert rechtfertigt allerdings keine eineinhalb Stunden. Die häufige Wiederholung von Clubszenen führt bald zur Ermüdung. Bühls Film ist als reines Stimmungsbild zu werten, der Background wird nur spärlich beleuchtet. Voll auf ihre Kosten kommen wahrscheinlich nur eingeschworene Punk-Freaks.