Immer wenn es regnet …
… stört das den Badly drawn boy. Krach mag er auch nicht. Dafür aber seine neue Platte, Teil eins einer Trilogie.
Er fürchte, er habe nicht viel Zeit, sagt Damon Gough alias Badly Drawn Boy am Anfang unseres Telefonats. „Bald fängt es wieder an zu regnen!“ Wie dem auch sei, noch ist es trocken. Das Sympathischste an dem Musiker, so der Eindruck, ist vielleicht, dass er seinen Erfolg kaum fassen kann. „Ein kleiner Hit, das wäre schon okay gewesen“, sagt er, während er unter einem Schirm auf dem Balkon seiner Wohnung in Manchester sitzt, von wo aus er, wenn der Wind gut steht, den Fanblock von Manchester United hören kann. „Aber dass ich seit über zehn Jahren von der Musik leben kann, das ist schon echt unglaublich.“
Über einen Aspekt seines Erfolgs freut sich Gough besonders, er ist zu seiner eigenen kleinen Plattenfirma zurückgekehrt – nach Jahren bei großen Labels wie XL oder EMI. „Es ist nicht so, dass die mir Druck gemacht hätten. Aber dort werden fette Vorschüsse bezahlt und ich habe ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich dachte ich müsste das Geld unbedingt wieder einspielen.“
Von solchen Zwängen befreit baut sich der 41-Jährige seinen Druck nun lieber selbst auf. Dieser Tage erscheint mit Photographing Snowflakes der erste Teil einer Trilogie namens It’s What I’m Thinking. „Ich muss nicht mehr auf irgendwelche Zeiträume Rücksicht nehmen, und einteilen wann ich was veröffentliche. Ich kann es auch einfach sofort tun. Das ist, was ich mit dem Fotografieren der Schneeflocken meine, diese musikalischen Momentaufnahmen“. Die Musik, meint er, sprudele nur so aus ihm heraus. „Probleme habe ich eigentlich nur mit den Lyrics. Die richtigen Worte zu finden, das kann meine Freundin wesentlich besser als ich.“
Photographing Snowflakes ist ein ruhiges, aber darin auch wieder klassisches Album. Warum? „Weil ich die Lieder noch auf Halde hatte. Es wird in nächster Zeit auf jeden Fall Platten geben, mit denen ich die Leute überraschen werde, sogar verprellen.“ Gibt es etwas, womit man ihn, den Musiker, vergrätzen kann? „Mich stört es, dass niemand mehr auf Details achtet und dass immer alles so wahnsinnig laut sein muss. Neulich bei diesem Festival in Schottland war die Band auf der Hauptbühne so laut, dass ich meine eigene Musik nicht hören konnte. Ich habe meinem Publikum dann erstmal Songs vom iPod vorgespielt. So kam ich irgendwie durch das Konzert“, sagt er, während schon ein ohrenbetäubendes Geprassel losbricht. „Der Regen“, brüllt Gough, „habe ich es nicht gesagt?“
Albumkritik ME 12/10