Immergut-Festival
Neustrelitz, eine sandige Fläche am Waldrand
Schon wieder gut: Ein Fest für Cordhosentrager Wer Berlin verlässt, zumal mit dem Moped, fährt erstmal 80 gähnend laaangweilige brandenburgische Kilometer geradeaus. Erst in Mecklenburg-Vorpommern warten Kurven, Kurven, Kurven. Nach der dritten kommt Neustrelitz. wo umtriebige Veranstalter ein charmantes Festival aus dem Sand gestampft haben, das bisher irgendwie immer gut war: das Immergut. Dort wird an zwei Tagen so ziemlich alles geboten, was das Herz des cordhosentragenden „Neon „-Lesers begehrt, und zwar auf einer transparenten Bühne, hinter der die Wipfel des Waldes durchschimmern und eine Bimmelbahndurch die Idylle gleitet. Lali Puna absolvieren ihren Gig indes leider im bis zum Bersten gefüllten Zelt, zum Glück. Leider, weil die Weilheimer Elektronik eine größere Bühne verdient hätte. Zum Glück, weil es so intime Momente auf Festivals dieser Tage eher selten zu bestaunen gibt. Auf der großen Bühne, die so groß nun auch wieder nicht ist. gibt dann Bernd Begemann den textverliebten Partyhengst. Es hat einfach was, wenn beleibte Musikanten demonstrativ ihre akkurat gebügelten Hemden durchschwitzen. Obwohl dieser Eindruck dann doch verblasst gegen den Auftritt eines auratischen New Yorker Juden, der auf ausgerechnet ostdeutscher Bühne Sentenzen wie „goodbye to my nazi friends“ singt. So wohlwollend das Publikum Adam Green auch begegnet: Hier ist der größte Lyriker und Songschreiber seiner Generation am Werk – und seine Generation merkt es nicht. Wie auch die größtenteils postgymnasialen Zuschauervon der radioheadesquen, schlicht umwerfenden Vorstellung von The Notwisl überfordert scheinen und sich hemmungslosem „crowd Surfing“ hingeben. Ich meine, ich versteh’s ja: Auf einmal tun die Füße nicht mehr weh, über euch der Himmel, in euren Ohren himmlische Musik, und all die schönen Menschen fassen euch an, aber sorry: nach dem zwölften Surfer im Genick war bei mir Feierabend, ich eröffnete die „drop zone“. Jugend, jaja, hin oder her: It’s the music. stupid.