Instrumentenkunde Studer A80


Die Technik: Digital ist besser. Meinen manche Musiker-und haben Recht. Analog ist besser. Meinen andere Musiker- und haben auch Recht. Kommt ja ganz darauf an, was für Musik man aufnehmen möchte und wie viel Geld man anlegen kann/will. Feststeht: Digital ist billiger. Die Krönung der analogen Aufnahmetechnik ist die Studer-A80-Tonbandmaschine, ausgestattet mit 24 Aufnahmespuren und ausgelegt für zwei Zoll (etwa 5 cm) breite Tonbänder. Gebraucht sind die Schweizer Wunderwerke für fünfstellige Eurobeträge zu haben, die Präzisionsmechanik will dazu regelmäßig vom Fachmann gewartet werden. Weitere Unsummen verschlingt das-mittlerweile schwererhältliche-Bandmaterial: Bei maximaler Bandgeschwindigkeit von 76 cm/ Sekunde darf man mit ca. 200 Euro pro Stunde rechnen. Dafür erwirbt man das erhabene Gefühl, mit einem Klassiker der Popgeschichte zu arbeiten und erhält einen druckvollen, warmen Sound, der im Digitalstudio kaum erreichbar ist. Warum? Weil Magnetbänder Aufnahmepegel vertragen, bei denen digitale Medien kollabieren. Da darf man auch getrost in den „roten Bereich“ aussteuern-es kommt der Dynamik des Klangs zugute.

Die Geschichte: Das weltweit erste Tonbandgerät namens Magnetophon K1 stellte die Firma AEG 1935 auf der Berliner Funkausstellung vor, was einer Revolution der Tonaufzeichnung gleichkam – zuvor war Musik im Studio quasi „live“ in Schallplattenmatrizen gemeißelt worden. So gut wie alle Rundfunk- und Tonstudios rüsteten nach dem Krieg auf Tonbandgeräte um, die ständig weiterentwickelt wurden. Einer der erfindungs- und erfolgreichsten Tonbandtechniker war der Schweizer Willi Studer, der ab 1948 Bandmaschinen entwickelte. Unter dem Namen Revox etablierte er Geräte für den Heimgebrauch, die teuren Studer-Modelle waren professionellen Tonstudios vorbehalten. 1970 erschien dann das Modell A80, das über die Jahre in vielen Varianten erhältlich war und bis zum Beginn der Digital-Ära als Nonplusultra galt. Bereits die einfache Monoversion mit 1/4-Z0II-Band kostete Mitte der 70er umgerechnet etwa 7.000 Euro, das 24-Spur-Modell für die breiten Bänder rund 50.000 Euro.

Die Anwender: Bei diesen Preisen konnten Wald- und Wiesenstudios nicht mithalten, von Heimstudios ganz zu schweigen. Trotzdem war die Studer A80 in den 70ern und 80ern allgegenwärtig. Große Studios lockten Kundschaft mit dem Argument, eine zu besitzen-etwa in die Abbey Road Studios, wo Produzent Alan Parsons eine 16-Spur-A8o installieren ließ, auf der dann PinkFloyd dark side of the moon aufnahmen. Ab den späten 80ern wurden die Geräte langsam ausgemustert, waren mitunter relativ erschwinglich im Second-Hand-Handel erhältlich. Nachdem die erste unkritische Begeisterung für digitale Aufnahmetechnik abgeflaut ist, sieht es wieder anders aus:Auch bei professionellen Studios kommt der Retro-Sound der A80 wieder in Mode. Man muss nur ein Exemplar finden. Und es bezahlen können.